Ich sehe die buddhistischen Traditionen als verschiedene Verpackungen einer allgemeingültigen Lehre. Verpackungen können nützlich sein, schön, kompakt, aufwendig, … jedenfalls sollten sie passend für die jeweilige Zielgruppe bzw. den Einsatzzweck sein.
Dabei spielt die kulturelle Prägung eine wesentliche Rolle. Ein wertvolles Geschenk wird man selten in feuchtem Zeitungspapier einpacken. Es könnte aber auch Geschenknehmer geben, die ein wertvolles Geschenk nur annehmen, wenn sie es nicht für Luxus halten. Unser Ego und seine Verblendungen sind sehr einfallsreich. Jedenfalls, denke ich, sind die buddhistischen Traditionen als Pfad für noch nicht erwachte Geister gedacht. Daher ist es nur sinnvoll eigene Traditionen zu schaffen, solange diese im vollkommenen Einklang mit der Lehre selbst sind.
Damit sollten die Rahmenbedingungen für eine ausführliche Zusammenfassung zur Ordnung des Triratna gegeben sein. Wie in dem ersten Artikel erwähnt, stützt sich meine Ausführung allein auf Online-Recherche.
Jetzt aber los…
Im Triratna-Orden unterscheidet man nicht zwischen Laien und Mönchen oder Nonnen. Wenn man ordiniert, dann verpflichtet man sich nach bestem Bemühen dem buddhistischen Pfad als primäres Ziel zu folgen. Alles andere kann nur mehr höchstens zweitrangig werden. In welchem Lebensstil das praktiziert wird, bleibt einem selbst überlassen. Die Zentren bieten immer wieder Retreats an. Manche ordinierte Mitglieder leben zeitweise in den Retreat-Zentren, was dann schon recht klösterlich werden kann.
Zu Zeiten Buddhas gab es über 200 Ordensregeln. Diese wurden zumeist aus bestimmten Anlässen erlassen um zukünftige Konflikte zu vermeiden. Im Triratna-Orden gibt es 10 Vorsätze, die zu befolgen man sich vornimmt. Aus meiner Sicht entsprechen diese mehr oder weniger dem 8-fachen Pfad, aber mag sein, dass ich noch nicht feinfühlig genug bin.
Vor der Ordination kann man Mitra werden. Das bedeutet, man geht ein freundschaftliches Verhältnis mit dem Orden ein, was durch ein kleines Ritual zum Ausdruck gebracht wird. Man nimmt Zuflucht zu Buddha, Dharma und Sangha und nimmt sich die 5 Silas vor. Also quasi der formale Stromeintritt und legt die Triratna Gemeinschaft als den Kontext fest. Das hört sich für Nicht-Buddhisten vielleicht geschwollen an, aber es gibt einem Sicherheit, wenn man sich auf eine Verpackung festgelegt hat.
Mit der Zeit haben sich „Betriebe rechten Lebenserwerbes“ gebildet die es den Mitarbeitern erleichtern, ihr Leben im Einklang mit der buddh. Lehre zu finanzieren, darüber hinaus Kapital für die Erhaltung von Zentren oder Hilfsorganisationen zu beschaffen. Und aus der gemeinsamen Arbeit von spirituellen Menschen ergeben sich vermutlich eine Menge fruchtbarer Entwicklungsmöglichkeiten.
Selbes Konzept, aber andere Rahmenbedingungen bei den buddhistischen Wohngemeinschaften. Wohngemeinschaften haben viele Vorteile. Teilt man sich einen gemeinsamen spirituelle Weg, stelle ich mir das auch sehr motivierend und fruchtbar vor.
Zurück zum Orden…
Die Vorbereitung für die Ordination dauert mehrere Jahre. Mit zwei spirituellen Mentoren, das sind erfahrene Ordensangehörige, begibt man sich durch diesen Prozess der Selbsterkenntnis. Wie das genau abläuft, ist nicht beschrieben, vermutlich, weil sich das individuell ergibt.
Inhaltlich finden sich folgende Schwerpunkte:
- Meditation
- Studium der buddh. Lehre
- Ritual
- Ethik und
- Freundschaft
Im Gegensatz zu den Praktiken von verschiedenen Sekten, wo Schüler oft sehr isoliert werden, werden Neulinge motiviert, spirituelle Freundschaften in horizontaler und vertikaler Dimension zu bilden. Ich habe in meinem Leben schon ähnliche Erfahrungen gemacht, auch außerhalb des Buddhismus. Zum Beispiel genieße ich mit meiner Verlobten eine horizontale spirituelle Freundschaft. Wir befassen uns beide auf unsere eigenen Weisen und mit unterschiedlichen Konditionierungen mit der buddh. Lehre und führen dann eine Menge Gespräche über unsere Erkenntnisse. Dadurch werden die Erkenntnisse nochmal bewusst reflektiert und möglicherweise auch kritisiert.
Als vertikale sprituelle Freundschaft würde ich die Art bezeichnen, wo dieser Weisheitstransfer eher unidirektional passiert. Dabei sehe ich das erst jetzt, im Nachhinein betrachtet als „spirituelle Freundschaft“. Damals empfand ich einfach tiefen Respekt vor der Weisheit meines Gegenübers und versuchte Erkenntnisse aus Gesprächen auf mein Leben zu übertragen und anzuwenden. Das habe ich jetzt vielleicht etwas abstrakt formuliert. Wenn man darüber nachdenkt, fällt einem vielleicht ein Lehrer, ein Kollege oder ein Verwandter – bitte selber gendern – ein, welcher für so eine vertikale Freundschaft selbstverständlich erscheint.
Jetzt muss natürlich die Hierarchie angesprochen werden. Grundsätzlich übernehmen die erfahreren Ordensmitglieder gemeinschaftlich mehr Verantwortung. Allerdings sind Lehrer-Schüler Beziehungen nicht formell geregelt. Tja, das wars. Entweder fehlt hier etwas, oder es ist etwas anarchistisch, oder es ergibt sich – gemäß dem gesunden Menschenverstand – von selbst.
Der Kanon der gelehrten Texte ist traditionell ein kleines Politikum in den buddhistischen Schulen. Bei Triratna gibt es keine Beschränkung der Lehrtexte, Inhalte aus allen Traditionen werden vermittelt. Wichtig sind natürlich die Grundlagen und darüber hinaus wird angedeutet, dass der individuelle Bedarf angibt, wie sich das Studium entwickelt.
Hat man dann die gewisse Reife erreicht, wird man in einem Ordinationsretreat ordiniert. Das passiert im ersten Schritt unter 4 Augen mit einem authorisierten Ordinierten. Dabei erhält man eine persönlich abgestimmte Meditationspraxis, einen buddhistischen Namen, der einem sein Potential bewusst machen helfen soll und eine Art Schärpe als äußeres Merkmal. Diese ist weiß, oder gelb, falls man auch ein Keuschheitsgelübte ablegt.
Fazit
Das war es mit der Vorstellungsrunde. Wer sich durch die paar Erläuterungen angesprochen oder verstanden fühlt, sollte unbedingt mal den Links folgen und die Website durchlesen. Es gibt auch ein paar Texte und Medien zum Download.
Ich hab mir einen Text ausgedruckt und finde darin eine Quelle der Freude wieder. Aber das ist eine andere Geschichte.