Erfahrungen

die man im buddh. Mönchs- bzw. Nonnenleben macht, aber auch im Alltag sammeln kann.

Ungewohntes machen

Normalerweise verschränken wir unsere Arme und Hände auf eine bestimmte Weise. Bei mir ist zum Beispiel der rechte Daumen über dem linken und beim Arme verschränken taucht die linke Hand unter den rechten Ellbogen und die Finger der rechten Hand liegen auf dem linken Oberarm.

Mit etwas Achtsamkeit und Disziplin kann ich das zeitweilig anders machen. Anfangs fühlt es sich komplett falsch an. Aber mit der Zeit merke ich, wie durch diesen Wandel auch starre Strukturen in meinem Kopf gelockert werden.

Minimalismus

Bei uns im westlichen Lebensstil ist man zu allererst Konsument. Wenn man das nicht sein möchte, muss man bewusste Entscheidungen treffen. Als Nonne oder Mönch hat man laut Buddha nur zwei Besitztümer: eine Robe aus Lumpen und eine Bettelschale. Und in diesem Kulturkreis und wetterlichen Bedingungen wo Buddha lebte, konnte man auch so halbwegs überleben. 

Im Alltag, hier in Europa, ist man als Obdachloser nicht besonders angesehen. Im Gegenteil, man wird sogar stigmatisiert. Und irgendwie sammeln sich Obdachlose in den größeren Städten, wo im Schutz der Anonymität das Mitgefühl gegen 0 geht.

Nun, das Klosterleben ist aber weder das Ziel, noch das Vorbild. Es geht grundsätzlich darum, sich nicht von materiellen Dingen abhängig machen zu lassen. Und auch hier kann man viele Abstufungen im normalen Alltag erfahren. 

Unter dem Grundsatz, von Hinderlichen (in der spirituellen Entwicklung) Abstand zu nehmen, kann man gleich mal Fernseher und Stereoanlage abmelden und verkaufen. Mit jedem Smartphone kann man heute Radiohören und im Internet sich das anschauen was man wirklich sehen möchte. Es braucht nicht in jedem Haushalt ein Heimkinosystem.

Es muss auch kein neues Auto sein. Ein gebrauchtes Fahrzeug hat einen viel besseren ökologischen Fußabdruck als zum Beispiel ein neues Elektrofahrzeug. 

Welche Bücher verstauben in deinem Bücherregal? Die könnten andere Menschen glücklich machen. Oder zumindest ihren Anhäufungsdrang zeitweilig befriedigen. Wenn du die Bücher, die du bestimmt nicht mehr liest, günstig verkaufst kannst du das Geld sinnvoll nutzen, spenden oder was auch immer damit machen. Da gibt es wirklich viele Möglichkeiten.

Verschenken ist eine wertvolle Erfahrung, wenn die innere Haltung stimmt. Schenken darf weh tun, aber die Freude muss überwiegen. Ansonsten gerät man leicht in die Situation sich selbst einen Gewaltakt anzutun. Und davon halte ich nicht viel, da die Nachhaltigkeit soveiner Tat nicht mit Sicherheit gewährleistet werden kann.

Also unterm Strich einfach mal auf Materielles verzichten. Und ohne Fernsehen ist man massiv weniger Werbung und Angstmacherei ausgesetzt, wodurch man quasi automatisch weniger unnötiges Zeugs kauft und anhäuft.

Ich finde, wenn man sich schon irgendwas anschaffen muss, dann zuerst mal schauen, ob es das auch gebraucht gibt. Das ist dann billiger und man muss mit den Gebrauchsspuren des Vorgängers leben. Das ist für das Ego eine Herausforderung. 

Essen

Da wird es jetzt emotional. Mönche dürfen eigentlich nur das essen, was sie auf ihren Bettelgängen bekommen. Also nur einmal am Tag und wenn extra für den Mönch ein Tier geschlachtet oder zubereitet wurde, dürfen sie das nicht essen. Vom Hörensagen denke ich, dass sich heute nicht mehr viele Leute im traditionellen Klosterleben daran halten.

Bei Nonnen witd es ungleich schwerer, denn im patriachalen Asien, bekommen Nonnen so gut wie nichts. Meist nur dann, wenn sie noch freundlich gesinnte Verwandte hat. Deshalb versorgen sich die wenigen traditionellen Nonnenklöster meist selbst.

Für mich, sieht es so aus, dass wir uns absolut vegan ernähren, so biologisch als möglich und wenn dann mal wieder Zeit kommt möchten wir in Richtung Ganzjahres-Selbstversorgung gehen. Bis dahin beteiliegen wir uns an einer CSA (KLEINeFARM). Wo wir manchmal Gemüse (Knollenfenchel) oder Kräuter (Koriandergrün) bekommen, die wir uns sicher nicht freiwillig aussuchen würden.

Ich denke, man müsste sich im Bezug zum Essen zunächst informieren, ob man mit den Herstellungsbedingungen seiner Nahrungsmittel einverstanden ist und wenn nicht, dann so mündig sein etwas zu ändern.

Ethisches Handeln

Und um die Sache abzuschließen, im täglichen Leben Verhaltensweisen wie achtsame, wertschätzende und ehrliche Rede zu kultivieren ist das, was den buddhistischen Weg ausmacht. Das bedeutet aber nicht, das man sich eine Rosa Brille aufsetzt und redet als wäre alles eitle Wonne. Wenn dich etwas ankotzt, dann kotzt es dich an. Aber dann gehört es auch dazu den Grund dafür herauszufinden und die Wirkung auf dich zu hinterfragen und nicht irgendwas schön zu reden.
Hilfreiche Taten sind wichtig, aber man kann auch etwas heilsam Unterlassen. Zum Beispiele keine Produkte und Nahrungsmittel zu kaufen, deren Herstellungsbedingungen dir nicht passen. Denn etwas bewusst nicht zu kaufen unterstützt die spirituelle Entwicklung. 

Darüber muss man dann auch nicht angeben oder sich etwas darauf einbilden. Es geht darum hinter seinen Handlungen stehen zu können, das braucht man niemandem auf die Nase zu binden, der nicht danach gefragt hat.

Studium der Texte

Und bevor ich es vergesse, kontinuierliches Studium ist ein Thema. Nur mit neuen Erfahrungen kann man innerlich wachsen. Ob das theoretische, praktische oder emotionale Erfahrungen sind, hängt von dir ab. 

Es ist dein Weg und wer bin ich, dass ich dir deinen Weg vorschreibe?

10 Kommentare zu „Erfahrungen“

  1. Danke für die Klarstellung, ich war mir nicht sicher, daher auch die vorsichtige Formulierung. Mir kommt es auch so vor, dass vorallem hier in unserem Kulturkreis ein buddh. Leben im Alltag nicht so führbar ist, wie es manche Lehrer aus traditionellen Klöstern vormachen. Nicht, dass man nicht von ihnen lernen kann, aber die Anwendung kann in vielen Fällen nicht 1:1 passieren.
    Weil ich aber von der Sinnhaftigkeit der buddh. Weisheit überzeugt bin, versuche ich sie nach meinen Fähigkeiten und Möglichkeiten anzuwenden. Ich denke, das machen eh alle, aber manchmal ist es dann doch nur das Ego, was sich entwickelt.
    Ich freu mich, dass meine Vermutung wegen deinem Beitrag sich nicht bestätigt hat.
    MfG toe

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  2. Der Angriff war nicht auf dich gemeint, falls du das so verstanden hast. Ich würde dich da eher auf meiner Seite sehen, also als Mensch, der Buddhismus im Alltag lebt. Du lebst es offensichtlich intensiver als ich, mich hat darum interessiert, ob du mal in einem buddhistischen Kloster warst, weil ich Hoffnung hatte, dass es diese Mönche, die über den Tellerrand schauen und ein Leben außerhalb des Klosters auch kennen, doch gibt. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Mönche, die Bücher schreiben, nur ihr Klosterleben kennen. Da wärst es für mich eine erfrischende Abwechslung gewesen, wenn du eben einer gewesen wärst, der mal dort war und das alles nicht so eng sieht.

    Die „warst du mal ein Möch“-Frage, war also eher freundlich und ehrlich gemeint. Den einen Punkt bei dem oben erwähnten Beitrag habe ich nicht auf dich, sonder auf diese finde ich zu strengen Religiösen bezogen, zu denen du, wie es zumindest für mich nach dem Lesen deines Blogs scheint, nicht gehörst.

    Also, ich hatte wirklich nicht die Absicht dich anzugreifen, sondern wäre eigentlich froh gewesen, Mal einen ehemaligen buddhistischen Mönch kennenzulernen. Und der Punkt in dem von dir verlinkten Beitrag war nicht auf dich bezogen, tut mir sehr leid, wenns so rüber kam.

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  3. Nachdem ich deinen Beitrag: https://tatianaromanovablog.wordpress.com/2017/03/28/was-ich-gerne-machen-wuerde/ gelesen habe, würde ich gern eine – wenn möglich – gewaltfreie Diskussion zu deiner Meinung zu meinem Beitrag führen. Ich gehe normalerweise nicht auf nicht ausgesprochene Angriffe ein, weil die vielleicht ja nur in meinem Kopf vorhanden sind, aber ich denke, du hast wesentlich mehr zu dem Thema zu sagen, als dich über meine Erfahrungen in buddh. Klöster zu informieren.
    Vielleicht können wir gemeinsam ein paar Schubladen ausräumen.
    MfG toe

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  4. Ja, mir kommt auch vor, dass jammern und meckern voll im Trend liegt, meist über andere, manchmal über sich selbst. Und in beiden Fällen mit der Annahme es könne sich niemals ändern.
    Wenn ich das an mir selbst bemerken kann, ist das schon ein echter Meilenstein. Und wenn dann Freunde und Kollegen voll beim Ablästern sind und du – obwohl dir auch etwas dazu einfällt – einfach mal die Klappe hälst oder gar versöhnlich oder mitfühlende Argumente bringst, ist das wirklich eine tiefgreifende Entwicklung in Richtung positiven Bewusstsein.
    MfG toe

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  5. Zum Thema ethisches Handeln, Ich glaube, die meisten Menschen würden schon mit dem Versuch keine entzweiende Rede zu führen vollkommen ausgelastet sein. Wenn es uns schlecht geht, dann beschuldigen wir sofort die anderen und lästern über sie ab. Sich davon abzuhalten bringt wirklich sehr viel, bessert die Laune und hilft, die Kräfte zu sammeln für etwas wichtigeres. Das ist meine Lieblingstugend.

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  6. Da haste Recht… Aber ich glaube wir verstehen uns in etwa wenn wir versuchen von Liebe zu reden. Dass sich bei vielen bei diesem Wort erstmal kitschige Hollywood Märchen oder ähnliches im Kopf breit machen hält mich aber nicht davon ab es liebend gern zu verwenden 🙂 LG, Feraye

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  7. Hey, ja voll. Ich tu mir allerdings sehr schwer das Wort „Liebe“ in meinen Beiträgen zu verwenden, da es landläufig extrem viele Bedeutungen hat und bla. Aber ja, letztendlich manifestiert sich dieses Urgefühl des Vertrauens und Wohlwollens.
    MfG toe

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  8. 😀 Mit der Achtsamkeit wächst das Bewusstsein wächst mit der Achtsamkeit… 😀 Was möglich macht solche erdende, wertvolle, back to the roots Erfahrungen machen zu dürfen. Und irgendwann wächst die Liebe immer mehr für sich und andere… Und es gibt kein zurück sondern nur noch tiefer, egal was kommen mag – also weg mit der rosa Brille und jeder auf seinen Weg 😉 LG, Feraye

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