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Es ist nicht alles Gold was glänzt…

Vor zwei Jahren sind wir ins Schloss gezogen, haben unser kleines feines Bauernhäuschen beim Wald mit der riesigen Wiese hinter uns gelassen. Wir hatten das gefunden, was wir gesucht hatten: einen kleinen Wohnbereich in der Natur mit anderen Menschen und Famlien und vielen Gemeinschaftsflächen. Von Anfang an haben wir versucht, Gemeinschaft auch zu leben. Wir haben mit anderen Familien zusammen gegessen, regelmäßige Stammtische veranstaltet, einen gemeinsamen Gemüse- und Beerengarten angelegt, gemeinsame Unternehmungen getätigt, eine Werkstatt eingerichtet, uns digital vernetzt und ausgetauscht etc. Zumindest die paar Familien und BewohnerInnen, denen das zugesagt hat. Mittlerweile begrenzt sich das „Gemeinschaftsleben“ meist nur auf die Treffen im Garten, weil die Kinder miteinander spielen. Es gibt zwar noch die Hühnerhaltung, welche uns als Veganern nicht zusagt und wöchentliches Yoga, das abends stattfindet – zu einer Zeit, die es mir als Mama dzt. nicht möglich macht, daran teilzunehmen.

Dafür werden Entscheidungen vermehrt alleine getroffen, wo sie doch alle MieterInnen betreffen würden. Aber das für mich größte Problem ist, dass wir zu verschieden sind. Man könnte jetzt meinen, kein Problem nach dem Motto „Leben und leben lassen“. Doch wie kann mir etwas gleichgültig sein, wenn beispielsweise die Nachbarskinder Tierquälerei lustig finden, absichtlich die Hühner jagen um sie zu streicheln (eines ist danach tatsächlich mal tot umgefallen!) oder kaum andere Beschäftigungen finden als Kämpfen und Gewalt – keine kindliche Gewalt als Folge von Auswegslosigkeit sondern drohende, erzieherische Gewalt wie Hintern versohlen und Ohren lang ziehen und mit Waffen töten, was auch teilweise auf unser Hörnchen abfärbt. Andere lassen das Kleinkind stundenlang schreien, toben und verzweifelt nach Mama rufen, damit es endlich durchschlafen lernt. Oder ein anderes Thema bezüglich Umwelt: selbst der einfachste Müll kann nicht in die richtige Tonne geschmissen werden, weil manche nicht nachdenken oder es ihnen egal ist, ich weiß es nicht.

Ich bin (leider) der Typ Mensch, der solche Unstimmigkeiten als belastend empfindet und nach mehrmaligem Ansprechen/Bereden ohne Änderung schnell resigniert. Hinzu kommt, dass der Vermieter eigentlich ein geldgieriger Sack ist und es nicht der Mühe wert findet, die desolaten Wohnungen seit zwei Jahren auf Vordermann zu bringen. Dafür müssen wir uns mit extrem hohen (Betriebs)Kosten, einem falsch installierten Heizungssystem, undichten Fenstern, einen schimmeligen Keller etc. abfinden. Weder Vermieter noch Hausverwaltung kümmern sich aktiv und durch Auskunft von Stellen wie Arbeiterkammer, Mieterschutz usw. ist es schwer bis unmöglich, dem nachzugehen ohne vor Gericht zu ziehen… Wir haben also resigniert.

Mich zieht es also ganz stark wieder zurück. Nicht direkt zum alten Haus, sondern in ein privates Umfeld, wo wir wieder wir selbst sein und tun und machen können was und wie wir es wollen. Wo wir nach unserer Überzeugung leben können.

Ich bin allerdings sehr sprunghaft, denn ich weiß nicht, wie wir dorthin zurück finden. In besagten zwei Jahren sind wir etwas „vom Weg abgekommen“, haben aus der Erschöpfung heraus oftmals genossen, dass es einfache, bequeme Wege und Möglichkeiten gibt, auch wenn sie uns nicht ganz entsprechen. Einerseits kann ich mir vorstellen, in einem größeren Einfamilienhaus mit Garten zu leben, wo jeder seinen eigenen Bereich hat und die Kinder genug Platz zum Spielen und auch drinnen Herumtoben, mit viel Trubel und Besuch, wie ich es schon mal im Beitrag Großfamilie geschrieben hatte. Dafür bräuchte es allerdings einen Kredit – was kein Problem wäre. Doch toe müsste eventuell mehr arbeiten und gefühlt wären wir wieder tiefer drin in der Spirale ’nur arbeiten um zu leben‘. Andererseits sehne ich mich ganz stark nach Rückzug, nach Reduktion, Natur, Selbstversorugung und Autarkie. Tief im Inneren spüre ich, dass das „einfache Leben“ uns allen gut tun würde! Denn genau das war auch schon unsere Vorstellung, als wir vor über 8 Jahren das kleine Bauernhäuschen gekauft haben. Und ich habe das Bedürfnis nach Gleichgesinnten!

Ich hadere besonders in letzter Zeit des öfteren mit mir selbst, denn ich weiß nicht, wie ich zwei gegensätzliche Dinge auf einen Nenner bringen kann. Sowohl was Menschen angeht – ich will ja einerseits tolerant sein und andere tun und machen lassen, andererseits muss ich eingestehen, dass ich manche Dinge nicht einfach akzeptieren kann – als auch unsere Wohn-/ Lebenssituation. Und irgendwie nimmt mir das die Leichtigkeit im Leben…

Wie geht ihr mit solchen Situationen um?

Lebensweisheiten

Ich habe es mir angewöhnt, fast jeden Tag unter der Woche einmal eine zufällige Seite aus dem Tao Te King für Eltern zu lesen. Dies ist ein kleines Büchlein, welches Weisheiten über die Urteilslosigkeit im Handeln, die Nachahmung natürlicher Prozesse und das Gleichgewicht zwischen Tun und Sein in recht kurzen Versen verpackt.

Als ich vor einigen Tagen wieder in Diskussion mit unserem Kind verstrickt war, las ich folgende passende Zeilen:

 

 

Deine Kinder sind nicht deine Feinde.

Du brauchst sie nicht zu fürchten.

Auseinandersetzungen mit ihnen sind keine Kämpfe, die du gewinnen oder verlieren musst.

Wenn du dich in einen scheinbaren Krieg verstricken lässt, gehen alle Perspektiven verloren.

Es fallen schreckliche und verletzende Worte.

Die ganze Familie leidet und die Wunden heilen langsam.

Gewinnen und verlieren sind Worte, die eine Familie nicht braucht.

 

Du musst deine Autorität nicht erstreiten.

Autorität ist etwas, das du in dir selbst trägst.

Wenn deine Kinder sie nicht wahrnehmen, ist das schade, aber du kannst sie nicht zwingen, sie zu sehen.

Wenn du dir das vor Augen führst, löst sich so mancher Kampf auf.

Es mag immer noch schwierige Zeiten geben, aber du hast es nicht mehr nötig, schwere Geschütze aufzufahren.

 

William Martin – Das Tao Te King für Eltern, 2018, Seite 51

Erinnerungen und die Zeit dafür

Ich muss zum Flughafen und fahre mit dem Zug hin. Zum Bahnhof gehe ich nur 10 Minuten. Ich gehe aber schon eine halbe Stunde früher los.

Am Weg treffe ich andere Menschen, welche ich freundlich Grüße und freue mich, dass sie meinen Gruß erwidern. Ich spüre du kühle Luft und freue mich darüber, dass noch kein eisiger Wind – der typisch im Marchfelder Herbst wäre – weht. Ich komme zum Bahnhof und erinnere mich, wie viel Zeit ich hier schon verwartet habe, wie es beim Umbau ausgesehen hat, wie es vor dem Umbau ausgesehen hatte. Wie ich es nicht verstehen konnte, dass die unregelmäßigen Überschwemmungen – wenn es mal wieder ordentlich regnete – niemandem zum Handeln bewog, außer der Feuerwehr. Ich erinnere mich, dass ich mir keine Gratis-Zeitung nehme, weil ich mich über den Inhalt nur ärgern würde, das Sudoku entweder zu leicht oder zu schwer sein wird und es den Abfall nicht wert ist.

Es sammeln sich weitere Menschen auf den Bahnsteigen und ich höre 2 Einheimischen zu, die sich in meinem Dialekt Oberflächliches zurufen und sich im Wesentlichen nur versuchen sich möglichst geschickt zu beleidigen.

Die Durchsage kündigt einen durchfahrenden Zug nach dem anderen an. Ich unterbreche jedesmal mein getippe, halte mein Telefon fest und beobachte wie das tösende Stahlmonster 2 Meter vor mir vorbeiprescht als gäbe es kein Morgen. Ich genieße die Ruhe nach dem Sturm.

Ich ärgere mich über die Raucher und ihre Zigarettenstummel und beschließe wieder in Erinnerungen zu versinken.

Sich zu erinnern dauert Zeit, die kann man sich auch bewusst nehmen.

Achtsamkeit oder doch nur Ruhe-Tourismus

Unser Hörnchen ist meist sehr umgänglich, wenn wir unterwegs sind. Wutanfälle gibt es entwicklungsbedingt natürlich schon. Bisher sind diese eigentlich immer zuhause ausgebrochen.

Heute trafen wir uns zum veganen Stammtisch im TamanGa zum Brunch. Ein wirklich schöner Frühlingstag vom Wetter her und mehrere befreundete Familien waren auch da.

Naja, der Wutausbruch war heftig und lang. Wir saßen gerade in der Wiese als es losging. Und wie immer in solchen Situation hilft kein gut Zureden oder sonst was. Also warten wir und mit viel Geduld und Zuneigung erträgt es Cao. Als unsere Freunde dann woanders hingehen möchten, weil es ihnen schon zu warm wurde, sind wir in Richtung Auto gegangen.

Tja, da lehnt sich Christoph – der stellvetretende Chef und Autor des Buches über die Daseinszeit aus seinem Balkon und brüllte uns im derben Ton an, dass es hier ein Ruheraum sei und es jetzt dann reiche.

Ich verstehe, dass das TamanGa ein Seminarzentrum mit spirituellem Einschlag ist. Aber wenn sie dort auch Familien mit Kindern haben möchten, dann müssen sie damit umgehen lernen, dass Kinder nicht immer gute Zeiten haben.

Das ist halt so. Das Leben besteht nicht nur aus Harmonie. Kein Mensch wird erleuchtet geboren. Aus buddhistischer Sicht ist es ein langer und steiniger Weg bis jemand erwacht. Und ohne Einfühlungsvermögen ist dieser Weg nicht bis zum Ende beschreitbar.

Ich denke, das macht wirklich den Unterschied aus, ob sich so ein Seminarzentrum/Hotel nur die Achtsamkeitsfahne umhängt und eigentlich nur Ruhe-Tourismus bietet oder ob dort tatsächlich Achtsamkeit gelebt wird. Wenn eine Toleranzgrenze nach knapp 30-minütigem Geschrei und offensichtlichem Abzug der Familie schon berstet, dann behaupte ich, befindet sich derjenige nicht auf einem achtsamen oder spirituellen Weg.

Das muss natürlich nicht für alle Mitglieder der Gemeinschaft gelten, aber als Chef hat es nunmal eine gewisse Wirkung.

Spazieren im Schnee

Das Hörnchen kuschelt sich im Tragetuch unter meiner Jacke fest an mich, während der Schnee unter meinen Stiefeln das vertrauteste Geräusch des Winters macht. Mit achtsamen Schritten versuche ich die Stabilität des Waldbodens zu erfühlen.

Ich folge Fußspuren. Ich hätte nicht gedacht, dass jemand außer uns diesen Weg jemals genießt. Eine einzelne Spur löst sich  aus dem Pfad, zweigt in dieselbe Richtung, aber geht einzeln weiter. Vielleicht ist diese Seite des Weges bekannter, oder passt besser, fühlt sich womöglich stimmiger an. 

In Gedanken versunken und mit stetiger Achtsamkeit auf jeden Schritt, gehe ich meinen Weg weiter und bemerke:

Auch ich hinterlasse eine Spur.

Der 1,630,001. Festivalguide

Es ist 2016. Ich schreibe diesen Artikel in einer objektiv sicheren Zeit – IRA, ETA, RAF, Breivik, … all das ist Geschichte; doch das medial erzeugte subjektive Unsicherheitsgefühl könnte kaum größer sein. Mit Ignoranz gegenüber der hohen Unwahrscheinlichkeit, Opfer eines terroristischen Akts zu werden, fürchten wir uns vor potentiellen Terroristen; so wie wir uns trotz der hohen Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Verkehrsunfalles werden zu können, furchtlos ins Auto setzen.

Was ist nun mit den wenigen furchtlosen, mit den reisefreudigen, was bieten Ihnen die Medien?
Google liefert beispielsweise 1,630,000 Ergebnisse zum Suchbegriff ‚Festivalguide‘. Anscheinend kommt die organisierte, temporäre Zerstreuung beim Volk gut an – dass dabei der Überblick nicht verloren geht, habe auch ich mich entschlossen, nun den 1,630,001. Festivalguide zu schreiben.

Einige der folgenden Veranstaltungen hab ich selbst besucht und kann mich somit noch an manches erinnern, bei anderen vertraue ich der Gerüchteküche:

Partycipation
Wo? Im wunderschönen Wald- und Wiesengelände des Co-Housing Projektes Lebensraum, hinter der Ökosiedlung Gärtnerhof.

Was? 17.-21. Juli: Camp mit den Workshops: “Theater, Musik, Körper”, “Selbstversorgung”, “Green Building”, “Arts & Crafts” und “Persönlichkeit, Gemeinschaft und Gesellschaft”.
21.-24. Juli: Festival: Beim Partycipation Festival tauchen wir in eine bunte selbstgestaltete Wunderwelt ein. Hier geht’s um getanzte Lebensfreude, bewusstes Genießen und gemeinsames Feiern. Es gibt zwei Bühnen mit Musik, bunte Spiele & Workshops, Showbarkeeping, köstlichen Cocktails, Chai & Wasserbar, leckerem Essen und vielem mehr.

Wer? Menschen

Warum? Wegen der relaxed-inspirierenden Atmosphäre, wegen der Zirkuswiese, dem Nebelwald, dem Chai-Zelt, … weil man überall schlafen kann ohne zertreten oder sonstwas zu werden. Weil sich sogar Menschen darüber Gedanken machen, ob sie wohl nicht zu laut gesprochen hätten, als ich am Vormittag am Lagerfeuer schlief, und ob sie mich denn aufgeweckt hätten! Weil die Partyzipanten sehr rücksichtsvoll, verständisvoll und hilfsbereit sind.

Ich hatte ein längeres Gespräch am Lagerfeuer. Hab viel zugehört, manchmal was gesagt… Dabei erfuhr ich einiges über andere Festivals (Nova Rock, Frequency) – beispielsweise, dass es dort keine Lagerfeuergespräche gäbe, bei denen man sich vorher fremden Menschen in einer vertrauens- und liebevollen Atmosphäre öffnen kann.
Workshops über Gemeinwohlökonomie, Rohkost-Kuchen-machen, DIY, u.a. bedeuteten für mich keinen Wendepunkt, jedoch einen Motivationsschub, meine ‚da sollte man doch was machen‘ – Gedanken in einen ‚ich mach da jetzt etwas!‘ – Vorsatz zu verwandeln.
Meine ganz persönliche Motivation, zum Partycipation zu fahren, war jedoch die Band Maja. Am Samstag hörte ich sie zum ersten mal live, supportete sie fleißig tanzend, und wollte auch die neue CD kaufen, wurde aber irgendwie abgelenkt, … aber das ist eine andere Geschichte.

Salzburger Festspiele – Salzburg Festival
Wo? Salzburg
Wann? Jul 22 – Aug 31, 2016
Wer? High Society, Klassikliebhaber
Was? Klassik
Warum? Weil das Public Viewing (Festspielnächte) am Kapitelplatz Aufzeichnungen der besten Festspielbeiträge (Jedermann, Zauberflöte, Don Giovanni, …) bei freiem Eintritt bietet!

European Rainbow Gathering 2016
Ja, es gibt sie noch. Menschen, wie es sie immer schon gab; oder zumindest spätestens seit der Industriellen Revolution gibt; Menschen, die der Entfremdung von der Natur trotzen; Menschen die am Monte Veritá leben, sich am Hohen Meißner versammeln, die in Woodstock waren, Menschen, die dem ‚Babylon System‘ entkommen wollen und für ein paar Tage oder den ganzen Sommer in den Wald gehen. Die in den Wald gehen, um in einer ursprünglichen Umgebung zu leben, um dort das Leben zu feiern, um zu singen, um zu tanzen – um einfach Mensch zu sein.
welcome home – we love you

Suchend begann das European Rainbow Gathering 2016. Am ursprünglich gescouteten Platz in Wildalpen, wahrlich ein magisch schöner Platz, wollten die Behörden sowas nicht tolerieren. Schlafen im Wald, ein Hippietreffen mitten in der Natur, ohne Eintrittskarten, ohne formale Organisationsstruktur – sowas geht in Österreich nicht.
Nun könnten Analogien konstruiert werden zu einer Zeit, in der viele auf der Suche sind nach Heimat, Sicherheit, Sinn, …
Später konnte eine neue Location gefunden werden, der Bauer hatte bereits das Vieh von der Weide getrieben und freute sich, die Rainbow Family mit Obst und Gemüse versorgen zu dürfen, doch das Stift Admont, die Gutsherren, tolerieren das Gathering auf ihren Ländereien nicht und ließen die Alm von der Polizei räumen [hier].
Nun warten die Familien, zerstreut in der Steiermark und Oberösterreich, bis Scouts einen geeigneten Platz gefunden haben.
Die Full Moon Celebration wird in der Nacht von 17. auf 18. August stattfinden, doch wo?

Peal
Wo? An der Südsteirischen Weinstrasse
Wann? 9.-10. September 2016
Wer? Grazer und deren Freunde

Was? Hervorragende Sanitäranlagen; ein hügeliges, also 3-dimensionales Festivalgelände mit Tanzwiese, Upcycling Workshop, Trommel Workshop, Essen, Wasser-Bar, Marktplatz, Attwenger, Skero & DJ Chrisfader, Vento Sul, Feuerstellen, Zirkuswiese, Schwitzhütte, Badeteich; aber es gab niemals eine Waldbühne 😉

Warum? Weil es am letzten Ferienwochenende stattfindet!
Weil im Herbst nochmal alle zusammenkommen.
Weil am Peal die ‚heile Welt‘ zelebriert wird, bevor am Montag die Schule beginnt.

Heartculture
Wo?      Südoststeiermark
Wann? 12.-13. Aug. 2016
Wer?     Toe, Cao, und jeder, der die unverkrampfte Atmosphäre liebt.
Was?     das nur 2-tägige Festival bietet ein sehr umfangreiches Programm mit Musik (dub, ethno, psy, world music, …) & Workshops (mit viel Yoga)
Warum? ich möchte dieses Festival besuchen, weil ich viel positives davon gehört habe; weil im südoststeirischen Sommer, im Geiste der Herzenskultur, ein Fest gefeiert wird, eh nur 2 Tage, ein Fest, welches die Alltagssorgen vergessen läßt, ein Fest, das zum Tanzen, Lachen, Mitmachen einlädt.

Liebe Leserin, Lieber Leser,
dieser Festival Guide erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Google liefert eh 1,630,000 diesbezügliche Ergebnisse.
Aber sicher kennst auch du Festivals, von eigenen Besuchen oder vom hören-sagen. Wir würden uns freuen, eure Empfehlungen in den Kommentaren zu lesen.

Mehr als sensibel

In der neuen yoga.ZEIT sagt der Funktionaloptometrist Roland Bischel in einem Interview:

Manche Menschen sind hypersensibel. Das sind diejenigen, die lieber zu Hause sitzen oder sich lieber in schummrigen Zimmern aufhalten, weil sie diese Umgebung als angenehm empfinden. Sie ziehen einen Aufenthalt in einem geschlossenem Raum der freien Natur vor, lassen morgens im Badezimmer das Licht abgedreht, Kochen bei gedimmten Licht und haben am Smartphone den Bildschirm so dunkel wie möglich eingestellt.
Das Gegenteil sind Menschen, die hyposensibel sind. Sie genießen die Sonne so direkt wie möglich, fühlen sich nur im hohen Kontrastbereich mit Licht wohl, drehen im Badezimmer alle Lichter auf und leiden, wenn sie in dunklen Räumen arbeiten müssen.

Puh, als ich muss ehrlich sagen weder NUR das Eine noch NUR das Andere und auch nicht NUR die Mitte. Bei mir ist das einmal so und danach wieder anders.

Morgens bleiben die Lichter aus, ich sehe dann ja im Halbdunklen sehr gut und spare Strom. Nach dem Frühstück könnt es direkt in die Morgensonne mit möglichst viel nackter Haut gehen, weil sich das schön anfühlt, Vitamin D gebildet wird und sich jegliche Stimmung hebt.

Das Handy ist so dunkel wie lesbar eingestellt – spart Strom – und Abends färbt sich das Display rot, damit weniger blaues Licht anregend wirkt. Gemälde mit sehr hohem Kontrast sprechen mich total an. Kräftige bunte Farben mit starken Details lassen mich nicht mehr los.

In unserem Küche-Wohn-und-Esszimmer leuchten meist 3x40W Birnen, da ich noch kein angenehmes LED Licht gefunden habe. Beim Kochen gibt es extra Halogenspots 4x20W um viel angenehmes Licht zum Schnippeln zu haben. Bei einer Holzdecke aus 1875 in knapp 2m Höhe wird die Beleuchtung an den Wänden montiert. Ja das ist schon sehr schummrig. Mittlerweile blenden mich moderne Häuser mit unzähligen Spots in Dauerbefeuerung an Decke und hinter jedem Regal. Bei uns erhellen alle Lichter eines Raumes gerademal die wichtigen Bereiche des Raumes, nicht jeden kleinen versteckten Winkel wo es nichts zu suchen gibt.

Es zählt nur der Augenblick

Gerade als ich unser Hörnchen lauthals meckernd über meine Schulter geschwungen in tanzenden, wippenden Schritten von Raum zu Raum spazieren trage, dabei ab und zu beruhigende Worte flüstere und den Kopf streichle, muss ich nachdenken. Ich weiß, unser Baby ist sehr müde und deshalb nicht gut gelaunt. Drei Tage Besuch bei unseren Familien und Freunden in der alten Heimat liegen hinter uns, jeden Tag eine neue Umgebung und sehr viele verschiedene, zum Teil fremde Gesichter. Außerdem fremde Geräusche und Gerüche, lange Autofahrten und sehr sehr viel Hitze. Dazu noch spätes Heimkommen und wenig Schlaf und schon fühlt sich das Baby nicht wohl, obwohl wir wieder in vertrauter und ruhiger Umgebung sind. Das alles wirkt noch nach, auf den kleinen Organismus.
Und trotzdem muss ich beim Nachdenken erstaunt feststellen, dass Babies total im Hier und Jetzt leben. Im einen Moment passt etwas nicht und es wird herungemotzt, im nächsten Moment ist das Bedürfnis vielleicht gestillt und das Baby ist glücklich, ohne die schlechte Laune von vorhin! Und genau das finde ich so beeindruckend. Wenn es dem Baby gut geht, ist es glücklich, wenn es ihm schlecht geht, ist es unglücklich. Da gibt es kein tagelanges Überlegen und Nachdenken, wie bei uns Erwachsenen. Die schlechte Laune, wenn man sich zb ärgert, dass einem etwas nicht gelungen ist, ist von kurzer Dauer und nagt nicht wochenlang am Ego.
Ich finde das irgendwie bewundernswert und wünsche mir oft, dass viel mehr Menschen sich dieses kindliche Verhalten beibehalten würden. Es wirkt so ‚unbeschwert‘, einfach im Hier und Jetzt zu sein, den Moment in all seinen Facetten auskosten, ohne Gedanken an die Zeit, an Zukunft oder Vergangenheit.

Authentizität im Buddhismus

Ich hatte vor kurzer Zeit das Vergnügen bei der Ausarbeitung eines Textes für den nächsten ÖBR-Newsletter zu helfen. Genauer gesagt habe ich einen ersten Entwurf aus gebrochenem Deutsch grammatikalisch korrigiert. Für uns beide, Cao hat auch mitgemacht, war es eine interessante Herausforderung, den Inhalt, mit dem wir nicht in allen Punkten übereinstimmten, sauber wieder zu geben.

Die Essenz worauf der Autor hinaus wollte war, dass die ‚alten Schulen‘ des Buddhismus, da es sie ja schon sehr lange gibt und daher viel Weisheit angesammelt haben, sich mehr im Westen etablieren sollen. Denn dann sei sichergestellt, dass die Lehre des Buddha weiterhin unverfälscht übertragen werde.

Naja, ja, so könnte/sollte es sein. Ich sehe es dennoch anders. Ich finde, die ‚alten Schulen‘ sind kulturell schwer belastet, logischerweise von dem Ursprungland aus dem es zu uns kam. Wer meine Beiträge seit längerem folgt, der kennt meinen Standpunkt, dass ich das – FÜR MICH – nicht gut finde. Kurz zusammengefasst, weil die Lehre universelle Gültigkeit hat und lediglich im kulturellem Rahmen transportiert wird. Also zB. im ehemaligen Tibet war das logischerweise in tibetischer Sprache, mit tibetischer Symbolik, … blabla, jeder weiß, was ich meine.

Perspektivenwechsel: Ja ich bin mir sicher in Bildungseinrichtungen, wie es buddh. Klöster sein können, ich war ja noch nie dort, wo man seit vielen Jahren die Lehren studiert und weitergibt, wird tiefgreifendes KnowHow vorhanden sein. Das könnte man jetzt etwas in Zweifel ziehen, wenn man sich beispielsweise die aktuellen Berichte von Myanmar anschaut, aber das soll eigentlich nicht das Thema sein, obwohl es ein echt großes Problem ist, das man keinesfalls unter den Teppich kehren darf.

Mir geht es darum, dass der Autor meint, die Authentizität der unverfälschten Lehre sei NUR dadurch sichergestellt, dass ein Lehrer in so einem Kloster studiert hat. Ich möchte den Bogen nicht zu weit spannen, aber Authentizität und was noch so dazu gehört ist in meinem Berufsfeld (Netzwerk und IT-Sicherheit) ein wesentliches Thema. Es geht kurz gesagt darum, dafür zu sorgen, dass eine Information beim Empfänger so ankommt, wie sie der erwartete Sender abgeschickt hat.

Im buddhistischen Kontext sollte man sich immer bewusst sein, dass alle Grundtexte, also der Palikanon und von mir aus auch die anderen noch später entstanden oder offenbarten Texte, nicht vom historischen Buddha selbst niedergeschrieben worden sind. Außerdem waren die Lehren, die in den Texten niedergeschrieben wurden, immer an eine konkrete Zielgruppe gerichtet. Je nachdem mit wem er gesprochen hat, verwendete Buddha eine passende Sprache oder passende Analogien.

Ein offensichtliches Beispiel von heute wäre der Unterschied in der Sprache vor Gericht oder auf einer Baustelle. Das könnte beides Deutsch sein, aber es sind trotzdem unterschiedliche Welten. Das sollte einem auch immer bewusst sein. Und natürlich auch, dass alle unseren weltlichen Sprachen für weltliche Anliegen erschaffen wurden und sich spirituelle Dinge immer nur näherungsweise beschreiben lassen, da es dafür keine 1:1 passende menschliche Sprache gibt.

Jetzt versuche ich wieder zum Thema zurück zu finden. Wenn man jetzt davon ausgeht, das Authentizität gegeben ist, da einer ein Zertifikat von einer altehrwürdigen buddhistischen Einrichtung vorweist, mit Auszeichnung, dann könnte das etwas heißen. Muss es aber nicht.

Meiner Meinung nach zeigt sich Authentizität durch das aktive Verhalten und die laufende Prüfung mit der Quelle. In einer Lehrrede des Buddha, die mich in diesem Punkt unterstützt, geht es darum, dass der Dharma all das ist, was zum Heilsamen führt, unabhängig davon, ob es Buddhas Worte oder die eines anderen sind. Daher ist eine durchgängige Linie zurück zu Buddha, spätestens seit es schriftliche Auslegungen seines Vermächtnisses gibt, nicht mehr von oberster Priorität bzw. hinreichender Notwendigkeit. Die Texte sind weitgehend verständlich formuliert, der Sinn erschließt sich meist unmittelbar.

Das heißt nicht, dass die ‚alten Schulen‘ unnötig sind. Sondern ich meine, dass es wichtiger ist, dass ein Lehrer das lebt oder authentisch darstellt, wovon er oder sie redet und sich das mit den Quellen tatsächlich deckt. Man muss sich nicht als Buddha fühlen um Buddhismus lehren zu dürfen, sondern man sollte lehren, was man verstanden hat und das dann auch abgrenzen. Ganz egal ob diese Erfahrung in einem Kloster, im Retreat, bei der Arbeit auf einer Baustelle oder in der achtsamen Begleitung eines oder mehrerer Kinder oder wo auch immer gesammelt wurde.

Das bedeutet für mich Authentizität im Buddhsimus. Denn die andere Form hält keiner echten Prüfung stand, wenn dann nur, weil die Personen bereits nach dem Prinzip von meinem Verständnis authent praktizieren.

Praxis im Alltag mit Baby

Unser Hörnchen ist jetzt schon bald zwei Monate bei uns. Und wie man so schön sagt, es verändert sich fast alles. Viele der Veränderungen sind sehr positiv, ein paar auch eher negativ, aber das nimmt man als frischgebackene Mama gerne auf sich! Zumal ich mir im Vorhinein schon bewusst gemacht habe, was ungefähr auf mich zu kommen wird und wir diese Entscheidung auch bewusst getroffen haben.
Auch war mir klar, dass meine buddhistische Praxis möglicherweise nicht so weitergehen wird, wie bisher. Das heißt kein (fast) tägliches Meditieren in der Früh, keine wöchentlichen Meditationstreffen mit Freunden und auch kein monatliches Dharmastudium mit unserem Novizenmönch.

Diese Veränderungen nahm ich in Kauf, obwohl ich mich vor allem in letzter Zeit und besonders in der Schwangerschaft nur allzu gerne mit dem Buddhismus und meiner Praxis beschäftigt habe. Das Meditieren fiel mir wesentlich leichter und machte auch viel Freude, ich konnte schneller zur Ruhe kommen und das Dharmstudium bereicherte mich.

Mit einem kleinen Baby fallen die Prioritäten jedoch anders. Und hier möchte ich anknüpfen. Denn nur weil ich nicht mehr auf der Matte sitze, Vorträgen lausche und Bücher wälze, heißt das keinesfalls, dass ich nicht mehr praktiziere! Täglich stehe ich neuen kleinen Herausforderungen gegenüber. Ich habe in diesen zwei Monaten vor allem gelernt, meine eigenen Bedürfnisse hintan zu stellen und mich, ganz selbstlos, voll und ganz dem Wohlergehen eines anderen Lebewesens zu widmen. Das nenn ich mal Boddhicittagedanke!
Außerdem übe ich mich jeden Tag in Geduld und Achtsamkeit. Sei es beim allgemeimem Umgang mit dem Baby oder wenn eigentlich auch andere Dinge zu erledigen wären bzw. ich mir für den Tag etwas vorgenommem habe, ich dem aber jetzt nicht nachgehen kann.

Oft sind es die kleinen alltäglichen Dinge im Leben, die uns, mit Achtsamkeit ausgeführt, wachsen lassen und uns zu uns selbst führen!