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Achtsamer Elternratgeber

Das Buch „Der kleine buddhistische Erziehungsratgeber“ von Sarah Napthali wurde im Titel eigentlich völlig falsch übersetzt. Es sollte wie im englischen Original eigentlich „Buddhismus für Mütter“ heißen, denn genau darum geht es in diesem Buch. Es werden gut die wesentlichen Buddhistischen Weisheiten anhand konkreter Beispiele aus dem Elternleben vermittelt, aber es liefert eigentlich wenig Ratschläge für die üblichen Themen, worüber man sich bei der Begleitung von menschlichen Frischlingen Gedanken machen muss, also konkret welche Reaktionen in manchen Situationen wohl welche Konsequenzen nach sich ziehen und welche Herangehensweise vielleicht besser geeignet ist, als das was die lieben Verwandten/Freunde/Nachbarn/Fremde so empfehlen.

Jedenfalls, falls man als angehende oder junge Eltern so etwas wie einen achtsamen Erziehungs- oder Begleitungsratgeber sucht, dann empfehle ich „Beyond the sling“ von Mayim Bialik (aka. Amy Farrah Fowler aus der Sendung „Big Bang Theory„), eine Stimme der Ideologie des Attachment Parenting.

In ihrem Buch möchte sie nicht belehren, sondern legt lediglich ihre Erfahrungen bei der Begleitung von ihren beiden Kindern mitsammt der zugrundeliegenden Gedanken für ihre elterlichen Entscheidungen dar. Als PhD in Neurowissenschaft schafft sie es, griffige Beispiele aus der menschlichen Erziehungsgeschichte von westlichen und nicht-westlichen Kulturen sowie aus der Vergangenheit vor der Industrialisierung dar zu legen.

Recht oft führen ihre Gedanken nicht in die Richtung des gesellschaftlich Üblichen. Zum Beispiel drückt sie ihrem Nachwuchs nicht Höflichkeit und Teilfreude durch ständiges Wiederholen und Erzwingen auf, sondern versucht lediglich durch Vorbildwirkung und das Zulassen der natürlichen Entscheidungen der Kinder inklusive deren Konsequenzen zum nachhaltigen Ziel zu gelangen. Konkret meint sie, dass es viele Wege gibt um aus Kindern höfliche und empathische Erwachsene zu erhalten. Sie wählt für ihre zwei Söhne Wege ohne Druck auf Verhaltensweisen, welche die Kinder in dem jeweiligen Alter vielleicht noch gar nicht verstehen können. Auch wenn das unangenehme Situationen hervorbringen kann – andere aufgebrachte und/oder verwirrte Eltern – so bleiben dem Nachwuchs die relevanten Erfahrungen um später selbst vernünftige Entscheidungen treffen zu können (meiner Meinung nach ist Empathie sehr vernünftig).

Es geht auch darum, eine Beziehung zu dem Kind zu entwickeln, die dann auch mit dem Erwachsenen hält. Und nicht neu definiert werden muss oder verloren geht.

Mayim Bialik mit Fred und Miles

Ich kann freudig behaupten, dass ich von meinen Eltern nie geschlagen wurde und ich zwar keine überaus glückliche aber dennoch eine gute und spaßige Kindheit hatte. Nicht selten habe ich mir gedacht, das müsste man mal verfilmen, wie lustig es da manchmal zuging.

Wir haben auch noch immer ab und zu Kontakt. Aber dennoch hängt unsere Beziehung in der Luft. Das war auch schon vor dem Umzug in die Steiermark so. Man hält sich gegenseitig mehr oder weniger auf dem Laufendem und unterstützt sich bei emotionalen Schwierigkeiten. Aber das war es dann schon wieder.

Meine lieben Eltern würden wohl sagen „Distanz und unterschiedliche Interessen“, ich meine die Beziehung ist als unidirektionale Eltern-Kind-Erziehungsbeziehung definiert und steckt – seit ich mich selbst erziehe – fest. Sie haben, überspitzt formuliert, gerade nichts zu lehren und ich benötige nichts … Pause.

Für meine Beziehung zum Hörnchen würde ich mir das anders wünschen und ich denke, dass die Vorschläge der übrigens veganen ‚Amy‘ das ermöglichen können und eigentlich eh intuitiv sind, wenn nicht dauernd wer dazwischen reden würde.