Ich versuche eine Analogie zu den unterschiedlichen Vorgehen der spirituellen Entwicklung zu formulieren.
Manchmal kommt es mir vor, Suchende möchten Bäume versetzen. Stell dir vor: erwacht zu sein ist wie einen wunderschönen Olivenbaum im Garten zu haben. Ein beeindruckender Baum in ansprechender Gestalt mit Früchten, für die man sterben würde. Genau so wie man sie in Griechenland oder Spanien finden kann.
OK, da ich Oliven nicht mag, stelle ich mir einfach einen alten Marillenbaum (Aprikosenbaum) aus der Wachau vor.
Und weil man die Gewissheit fühlt, wenn man so einem Baum gegenüber steht, dass genau das das einzig Wahre – also absolut zu einem Passende ist – muss man unbedingt so einen Baum im eigenen Garten haben.
Jetzt gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:
Der Gewaltakt
Man schmeist sich zu Boden und gräbt den Baum der Sehnsucht aus, packt ihn ein, transportiert ihn zu sich nach Hause und pflanzt ihn in die Mitte des Gartens.
Naja, vielleicht sollte man vorab die Eigentumsrechte klären, und ob solche Bäume überhaupt über die Grenzen verschifft werden dürfen. Und sicherlich macht es Sinn zu recherchieren, ob der Baum im heimatlichen Umfeld die erforderlichen und hilfreichen Umweltfaktoren findet um Früchte hervorzubringen oder überhaupt überleben zu können. Und dann ist einfaches Ausgraben oft nicht ausreichend. Mir wurde aus erster Hand berichtet, dass es für spanische Olivenbäume einen mehrere Monate dauernden Prozedur gibt, um so einen Baum transportbereit zu bekommen. Da muss man mal jemanden mit geeignetem Fachwissen finden und sich das leisten können.
Aber letztendlich findet man einen Baum – wenn auch im sterben liegend – in seinem Garten und hat wmöglich das Ziel erreicht und alles ist super. Naja, vielleicht kommt dann ein Winter oder Hagel oder man verliebt sich in übergreifende Bambushecken. Aber vielleicht ist es auch einfach perfekt.
Es gäbe da noch eine andere Möglichkeit, die mit etwas weniger Risiko aber viel mehr Geduld auskommt.
Die Entwicklung
Man könnte auch vorab die heimatlichen Bedingungen klären, einen oder mehrere passende Plätze auswählen und Samen pflanzen. Und zwar von Arten, welche zu den vorhandenen Bedingungen passen.
Entsprechende langwierige und konsequente Fürsorge führt dann vielleicht/wahrscheinlich irgendwann auch zu dem gewünschten Ergebnis. Jedenfalls würde dieser Baum ziemlich gut in sein Umfeld passen und wahrscheinlich lange leben.
Conclusio
Genauso versuchen manche Suchende, wenn Sie von Buddhas Lehre erfahren, Hals über Kopf alles aufzugeben: Familie, Zuhause, Beruf, … und reisen in ein – womöglich irgendein – Land in dem DER traditionelle Buddhismus heimisch ist und treten in – womöglich irgendein – ein Kloster ein.
Mehr oder weniger – denn auch dort wird man normalerweise erst für gewisse Zeit Novize – von heute auf Morgen, versucht man den eigenen Geist in das Mönchs- oder Nonnenleben zu pressen, mit all den Regeln und Ritualen und was dazu gehört.
Das kann funktionieren. Das kann aber auch ordentlich schief gehen. Ich finde, den sanfteren Weg, der ebenso vom historischen Buddha gelehrt wurde auch sinnvoll.
Den Dharma kann man überall leben, im Kloster wie auch Zuhause. Auch hier in Europa! Schrittweise bis ganz ans Ziel!
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