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Alleingeburt die zweite

Im Sommer 2021 saßen wir im Schatten unterm Kirschbaum und ich spürte, dass etwas anders war – ich war schwanger mit unserem dritten Kind.
Für mich war von Anfang an klar, dass ich wieder eine natürliche, interventionsfreie Geburt zu Hause haben wollte wie bei unserem zweiten Kind und mein Mann unterstützte mein Vorhaben. Diesmal wollte ich mir wieder eine Hausgeburtshebamme suchen, hauptsächlich aus dem Grund, um keine Probleme mit der Geburtsanzeige und den Dokumenten zu haben. In Österreich ist eine Alleingeburt nämlich verboten – man muss eine Hebamme dabei haben – und beim letzten Mal war es, abgesehen von den Anschuldigungen und Unterstellungen der Ärzte (wir sind damals Stunden später doch noch zur Nachkontrolle ins KH gefahren und auf Revers wieder nach Hause, da die Plazenta noch nicht geboren war) und einer Meldung „meines Falles“ bei den Sozialarbeitern, sehr mühsam und langwierig, die korrekt ausgefüllten Dokumente wie Geburtsurkunde, Meldezettel, Staatsbürgerschaftsnachweis etc. für unser Baby zu bekommen.
Deshalb war mein Plan, offiziell alles für eine Hausgeburt vorzubereiten, die Hebamme dann aber erst anzurufen, wenn das Baby schon auf der Welt ist.
Doch wie auch beim letzten Mal sollte mein Plan nicht aufgehen. Denn, und das ist scheinbar den meisten (wie zuvor auch mir) nicht bekannt, ist es in Österreich auch gesetzlich verboten, nach einer Sectio oder anderen OP an der Gebärmutter zu Hause zu gebären. Somit sagten mir alle angefragten Hausgeburtshebammen in meinem Umkreis ab und ich stand (wieder) alleine da.
Da ich sowieso eine Alleingeburt geplant hatte, bereitete mir das kaum Sorgen. Eine Hausgeburtshebamme bot mir sogar an, nach der Alleingeburt zu mir zu fahren um die Geburt offiziell zu bestätigen – allerdings sollte ich ihr dafür die Rufbereitschaft zahlen, welche mir mit 800€ für eine Unterschrift einfach zu teuer war.
Somit weihte ich meine liebe Nachbetreuungshebamme in mein Vorhaben ein und sie fand sogar eine Kollegin, welche bereit war, die notwendigen Formulare kostenfrei für uns zu unterschreiben.

Diese dritte Schwangerschaft lief so nebenbei her im Familienalltag mit zwei kindergartenfreien Kindern, was ich allerdings als sehr stimmig und natürlich empfand. Dennoch nahm ich mir immer wieder kleine Auszeiten, wo ich mich ganz bewusst mit dem Baby verband, den Bauch streichelte, die Tritte an der Bauchdecke beobachtet, bewusst Yoga machte und abends hörte ich mir gelegentlich Schwangerschaftsmeditationen an.
Ich war voller Vorfreude auf die Geburt und schon sehr neugierig, wie es diesmal sein würde. Bei der vorigen Geburt hatte ich gewisse Vorstellungen, wie beispielsweise ruhige Musik, Kerzenlicht, Familie um mich herum und es kam ganz anders. Deswegen war ich diesmal total unvoreingenommen. Trotzdem hatte ich immer wieder ganz intuitiv den Gedanken, dass die Geburt 2 Stunden dauern würde. Das war kein bewusster Gedanke oder eine Affirmation. Er tauchte einfach immer wieder spontan auf. Und ich träumte, dass das Baby abends zur Welt kommen würde.

Es war an 41+3, einem Mittwoch, als ich aufwachte und ein Ziehen im Unterleib verspürte. Keine richtigen Wehen aber ich bemerkte Veränderung und hatte schon eine gewisse Vorahnung. Der Tag verlief trotzdem recht ruhig. Immer wieder spürte ich dieses Ziehen, etwa 5 Mal über den Tag verteilt, das in keinster Weise regelmäßig war. Darum hatten wir am späten Nachmittag auch noch Besuch von Freunden, die gerade in der Nähe zu tun hatten. Als sie sich verabschiedet hatten – circa 3,5 Std vor der Geburt – überkam mich das Bedürfnis, unser jüngeres Kind langsam bettfertig zu machen. Ich legte mich also nach dem Abendessen mit unserem Kind ins Bett und breitete ganz spontan noch eine saugfeste Unterlage auf meinem Schlafplatz aus. Keine 5 Minuten später – unser Kind war gerade eingeschlafen – machte sich das Baby mit einem Tritt bemerkbar, ich hörte ein leises ‚Knack‘ und zwischen meinen Beinen wurde es warm. Die Fruchtblase war geplatzt.
Ich stand auf und wusste, jetzt geht es gleich los mit intensiven Wehen. Also ab ins Bad, wo mein Mann und unser älteres Kind gerade duschten und Zähne putzten. Nach einer kurzen Erklärung, dass das Baby heute auf die Welt kommen wird und ich etwas Ruhe dafür bräuchte, verschwanden die beiden mit einem Buch ins Nebenzimmer.
Ich musste Blase und Darm entleeren, dabei spürte ich schon Wehen, die sehr schnell regelmäßig und intensiv wurden.
Immer wieder schauten mein Mann und unser Kind zu mir, fragten nach, wie es mir geht, brachten mir Getränke und ließen mich dann wieder alleine. Da es im Badezimmer sehr warm war, zog ich mich nackt aus, konzentrierte mich auf die Wehen und während der Wehenpause rief ich meinen Mann, welcher die Eingangstür öffnete und mir kalte frische Luft im Vorzimmer zukommen ließ (unser Badezimmer hat leider kein Fenster). Danach verschwand ich wieder allein ins Bad.
Ich wechselte mehrmals vom Klo zum Waschbecken, auf welches ich mich abstützte oder blieb aufrecht stehen und zog abwechselnd das linke und das rechte Bein an, weil mir das einfach Erleichterung brachte. Kein einziges Mal schaute ich auf die Uhr, ich wusste also weder die Uhrzeit noch den Abstand der Wehen, noch tastete ich nach dem Muttermund. Ich spürte nur, dass die Wehen schnell kamen und dieser Druck bzw. diese unheimlich starke Kraft wirklich enorm war. Schmerzen in dem Sinn hatte ich nicht aber mit dieser Kraft umzugehen, erforderte volle Konzentration und Zentrierung.
Ich wartete ein wenig auf das Gefühl des „Nicht-mehr-wollens“, welches in der Übergangsphase anscheinend oft vorkommt, es kam aber nicht wirklich. Stattdessen war ich extrem überrascht, als ich bei einer Wehe, bei der ich gerade am Klo saß und bei welcher sich auch der Schleimpfropf löste, den Drang verspürte zu pressen.
Ich kniete mich daher auf den Boden auf eine weiche Unterlage, stützte mich mit meinen Händen ab und schob mit. Dabei stöhnte ich recht laut, allerdings nicht aus Schmerz sondern einfach, um diese starke Energie aus mir raus zu lassen.
Zwischen den Presswehen konnte ich gut entspannen. Ich hatte diesmal einen wirklich starken Druck aufs Steißbein und einen heftigen Drang zu pressen. Ganz genau spürte ich, wie der Kopf des Baby sich den Weg durchs Becken bahnte, an meinen Scheidenausgang drängte und als ich mal mit der Hand griff, spürte ich diesen tatsächlich schon. Er rutschte allerdings wieder etwas zurück, es dauerte dann noch eine weitere Presswehe, der Kopf wurde geboren. Schnell rief ich nach meinem Mann und bat ihn, unserem älteren Kind bescheid zu geben, welches neugierig und freudig, wenn auch etwas zurückhaltend, näher kam. Das Baby hörte ich schon schmatzen, da überkam mich eine letzte Wehe und sein Körper flutschte direkt in meine Arme. Ich war überfüllt von Freude und es war ein herrliches Gefühl, es alleine geschafft zu haben! Mein Mann schaute schnell auf die Uhr – es war 2 Stunden nach dem Blasensprung – da hörte er unser jüngeres Kind im Bett weinen und holte es zu uns.
So konnten wir alle gemeinsam das Baby begrüßen und willkommen heißen! Wir machten es uns auf der Wohnzimmercouch gemütlich, die großen Geschwister haben das Baby begutachtet, gestreichelt und gekuschelt.
Kurz darauf empfand ich das Sitzen als schmerzhaft, da ich wieder einen Druck verspürte – die Plazenta wollte geboren werden. Daher schnitt mein Mann gemeinam mit den beiden Kindern die bereits auspulsierte Nabelschnur durch und ich hockte mich im Badezimmer nochmals auf den Boden. Die Plazenta kam etwa 15 Minuten nach der Geburt ganz einfach mit einmal Pressen raus.
Zurück auf der Couch nuckelte das Baby sofort problemlos an meiner Brust und genoss die erste Milchmahlzeit, während die Geschwister mitkuschelten und mein Mann das Badezimmer säuberte und Wäsche wusch.
Bald darauf waren alle sehr müde, ich brachte die zwei Großen ins Bett, richtete mir auf der Couch ein gemütliches Plätzchen und kuschelte mich mit dem neugeborenen Familienmitglied unter eine Decke. Schlafen konnte ich zwar nicht aufgrund von Hormonrausch und Nachwehen, aber ich konnte diese intensive erste Zeit zu Hause auf der eigenen Couch extrem genießen!

Für mich ist Geburt etwas so Kraftvolles, ich wusste früher nicht, dass diese Erfahrung so bestärkend sein kann und mich ein Stückchen weiter zum Kern meines wahren Seins führt!

Geburtsbericht Alleingeburt nach Kaiserschnitt

Schon bei meiner ersten Schwangerschaft war mir und meinem Mann sehr schnell klar, dass wir eine möglichst selbstbestimmte und interverntionsfreie Geburt anstrebten. Die Zeit der Schwangerschaft empfand ich als eine sehr intensive und bewusste Zeit. Ich machte viel Yoga und las das Buch „Die selbstbestimmte Geburt“ von Ina May Gaskin. Spätestens da wurde mir klar, dass ich eine Hausgeburt einer Klinikgeburt in jedem Falle vorzog und ich fand auch schon bald eine liebe und einfühlsame Hebamme, die uns hierbei begleiten wollte.
Leider lag unser Baby ab etwa der 30. Ssw in BEL, welche eine Geburt ohne Beisein eines Arztes gesetzlich ausschloss. Dennoch war ich bis eine Woche vor dem ET sehr entspannt und vertraute darauf, dass sich unser Baby noch drehen würde – was leider nicht geschah. So besuchte ich ein paar Tage vor dem ET ein Krankenhaus, um mit einem Primar, ein Spezialist für spontane BEL Geburten, unsere Geburt zu planen. Das ernüchternde und sehr enttäuschende Ergebnis war, dass er bei einer Erstgebärenden ein Baby aus BEL mit Nabelschnurumschlingung um den Hals nicht spontan entbinden würde. Mir blieb also nur die Zustimmung zu einem Kaiserschnitt oder eine Alleingeburt – welche zu diesem Zeitpunkt unter diesen Umständen für uns kein Thema war. Ich bekam also nach Wehenbeginn und Blasensprung einen Kaiserschnitt, welchen ich trotz geplanter Hausgeburt als recht selbstbestimmt und würdevoll empfand, da ich stets über alle Maßnahmen informiert wurde und auf meine Bedürfnisse und die des Babys weitestgehend Rücksicht genommen wurde.

Kurz bevor unser Kind drei Jahre alt wurde, wurde ich wieder schwanger. Auch diese Schwangerschaft empfand ich wieder als sehr bewusste Zeit und hatte auch das Gefühl, dass meine Körperwahrnehmung sich intensivierte. Die ersten Tritte spürte ich sehr früh und ich konnte eigentlich immer die Lage des Babys ertasten und erfühlen. Ich hatte fast von Anfang an ein positives Gefühl und wusste, dass alles gut sein würde – trotz Schmierblutungen und einem Hämatom in der Gebärmutter in der Frühschwangerschaft. Zusätzlich litt ich in den ersten drei Monaten an Übelkeit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit und starker Lustlosigkeit.

Bereits in der 6. Ssw nahm ich Kontakt zu meiner alten Hebamme auf, welche mir leider mitteilte, dass sie nicht mehr als freiberufliche Hebamme tätig war. So machte ich mich auf die Suche nach einer neuen Hebamme, die uns bei einer Hausgeburt unterstützen würde. Doch dies stellte sich als schwieriger heraus, als gedacht. In Österreich gibt es scheinbar nur eine handvoll Hebammen, die uns bei einer Hausgeburt nach Kaiserschnitt begleiten würde – anscheinend ist den anderen, sowie auch diversen Geburtshäusern, das Risiko einer Uterusruptur zu hoch (welches nach vorrangegangener Sectio bei unter 1% liegt). Von dieser handvoll Hebammen waren zwei selbst gerade in Mutterschutz oder Karenz, zwei waren bereits ausgebucht und einer war die Anfahrt zu weit – denn alle fünf Hebammen waren etwa 2 Stunden Autofahrt von unserem Zuhause entfernt!
Also musste ich Anfang des zweiten Trimesters auf Plan B umsteigen: eine ambulante Geburt mit Nachbetreuungshebamme. Diese war schnell gefunden und wir harmonierten ab unserem ersten Treffen in der 18. Ssw.

Von Montag auf Dienstag wachte ich nachts auf und hatte ein paar regelmäßige Wehen. Ich schätze es waren nicht mehr als zehn und fühlten sich an, wie stärkere Regelschmerzen. Ich war total müde und erschöpft, hatte Schnupfen und Kopfweh und dachte nur: „Ich bin so müde, ich hab jetzt keine Lust auf eine Geburt, ich mag nur schlafen“ – und schlief auch tatsächlich wieder ein. In der Früh waren die Wehen weg, doch der Schleimpfropf löste sich beim Toilettengang und ich verlor auch kleine Mengen Fruchtwasser. Der Tag verlief ruhig und wehenfrei. Ich konnte mich ausrasten und gut auskurieren.
In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hatte ich wieder leichte Kontraktionen, konnte danach aber weiterschlafen. In der Früh richtete ich mir, im dem Wissen, dass unser Baby wohl heute kommen wollte, im Wohnzimmer auf der Couch eine wasserfeste Unterlage und platzierte die Polster, um bequem liegen zu können. Geschätzt um halb acht musste ich aufs Klo, leichte Wehen begannen und ich verlor weiterhin Fruchtwasser. Auf der Toilette konnte ich mich gut entspannen. Als mein Darm sich geleert hatte wurden die Kontraktionen gefühlt regelmäßig und auch schnell stärker. Ich empfand es als angenehm, am Klo zu sitzen und hatte das Gefühl, gut loslassen zu können. Einerseits war ich voller Vorfreude, andererseits war ich total ruhig, als wäre es ein normaler Tag. Irgendwann hörte ich meinen Mann und unser Kind frühstücken, aber da war ich schon längst ganz mit mir selbst und damit beschäftigt, in verschiedenen Positionen zu tönen. Ich wechselte vom Klo zum Waschbecken, wo ich nach vorne gebeugt das Becken kreiste. Als mein Mann und unser Kind dann mal ins Badezimmer kamen, um nach mir zu sehen, empfand ich es als eher unangenehm. Auch unser Kind fand die Situation etwas befremdlich und daher haben sich die beiden einen schönen Vormittag im Garten gemacht, denn es war ein sehr warmer, sonniger Oktobertag. Mein Mann hatte vollstes Vertrauen in mich – das hat er mich immer spüren lassen, sodass ich seine körperliche Anwesenheit nicht benötigte. Vielleicht wollte ich unterbewusst auch, dass er sich lieber um unser Kind kümmert… Jedenfalls wollte ich alleine sein und schon bald überkam mich eine so intensive Kraft, dass ich in die tiefe Hocke ging, mich am Waschbecken anhing und sehr laut tönte. Es waren keine wirklichen Schmerzen, es war eher ein Druck bzw. etwas unbeschreiblich Kraftvolles, das mich ein wenig überrumpelte. Nach ein paar dieser Wehen war ich an dem Punkt, an dem ich nicht mehr wollte – und während ich kurz überlegte, wie ich in diesem Zustand wohl ins Krankenhaus kommen würde, da wurde mir bewusst, dass ich wohl schon in der Übergangsphase angelangt bin. Kurz darauf spürte ich starken Druck richtung Steißbein und hatte das Bedürfnis mitzuschieben. Am Boden knieend, stützte ich mich mit den Händen ab und ließ meinem Körper freien Lauf – was bedeutete, dass ich bei jeder Wehe sehr laut brüllte. Ich fühlte mich wie eine Löwin. Mein Mann schaute nochmal nach mir, brachte mir Wasser und mein Telefon und verschwand wieder im Garten. Keine Ahnung wie viele Presswehen ich hatte. Ich kann mich erinnern, dass ich mal mit der Hand gegriffen habe und Haare gespürt habe. Kurz hatte ich Bedenken, weil sich der Babykopf so weich und irgendwie schwammig anfühlte. Und ich war mir nicht sicher, ob da nicht der weiche Muttermund noch irgendwie um das Köpfchen herum war… Aber mit der nächsten Wehe spürte ich schon, dass der Kopf sich weiter schob und das Vertauen war wieder vollstens da. Als nächstes spürte ich, wie sich meine Scheide dehnte. Ehrlich gesagt erwartete ich ein Brennen, denn das hatte ich wohl irgendwo gelesen. Doch es schmerzte und brannte nicht und noch mit der selben Wehe wurde der Kopf geboren. Schnell griff ich zum Handy und rief meinen Mann rein. Währenddessen schien die Zeit still zu stehen. Es war ein seltsamer Momenent, so „zwischen den Welten“. Das Baby bewegte sich, ich legte meine Hand auf seinen Kopf und konnte sowohl innerlich als auch äußerlich die Drehung, die es machte, spüren. Zudem meckerte das Baby schon, während sein Körper noch in meinem Körper war. Mit einer letzten Wehe, etwa vier Stunden nach Wehenbeginn, flutschte unser Kleines in meine Hände und in diesem Moment kam auch mein Mann zur Tür herein.
Ich drückte das rosige, weinende Baby an meine Brust und begrüßte es. Mein Mann reichte mir ein Handtuch und wir setzten uns auf die Couch ins Wohnzimmer. Unser älteres Kind war in diesem Moment zur Tür herein gekommen und konnte so ebenfalls unser neues Familienmitglied bestaunen.Das Baby nuckelte schon bald an meiner Brust, während unser älteres Kind ihm zärtlich die Hand streichelte. Ich war total überwätigt von der Erfahrung, auch etwas erschöpft aber auf eine angenehme Weise – vielleicht vergleichbar, wenn man eine große Runde Joggen war. Wir verbrachten einige Stunden auf der Couch, nebenbei machte mein Mann im Badezimmer sauber, kochte und versorgte mich mit Trinken. Außerdem schnitt er die auspulsierte Nabelschnur durch. Er telefonierte mit der Nachsorgehebamme, welche so spontan an diesem Tag keine Zeit mehr hatte und uns bat, zur Nachsorge etwas später ins Krankenhaus zu fahren. Leider war bis am Nachmittag die Plazenta auch noch nicht geboren, weshalb der Krankenhausbesuch für uns ok war. Denn erst dort konnte ich die bereits gelöste Plazenta durch eine kurze Anweisung einer Hebamme problemlos rausdrücken.

Noch am selben Abend lag ich wach im Bett, während meine beiden Kinder und mein Mann neben mir schon schliefen und fühlte dieses unbeschreibliche Glück und diese enorme Freude und Zufriedenheit, die ich zuvor noch nicht in dieser Intensität erlebt hatte!

 

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Alleingeburt

Fast drei Monate ist es schon her, dass unser Eulchen geschlüpft ist. Ich habe bereits einen fast fertigen Geburtsbericht, der sehr lang und ausführlich ist aber einfach nicht zum Ende finden will. Daher hier die Kurzfassung.

Schon bei unserem Hörnchen planten wir eine Hausgeburt, was leider in einem geplanten Kaiserschnitt endete, da ich keinen Arzt finden konnte, der mich als Erstgebärende mit einem Kind in BEL und Nabelschnurumschlingung bei einer spontanen Geburt begleiten wollte. Es war ein recht „schöner“ Kaiserschnitt in relativ ruhiger Atmosphäre, mit viel Zeit fürs Bonding und wir wurden immer über die nächsten Schritte aufgeklärt.

Als ich wieder schwanger wurde war uns klar: diesmal Hausgeburt! Allerdings gibt es in Österreich scheinbar nur eine handvoll Hebammen, welche eine Hausgeburt nach Kaiserschnitt begleiten. Ich hatte Kontakt zu fünf, welche mir alle abgesagt haben – entweder bereits ausgebucht, selbst in Karenz oder zu weit entfernt (alle fünf Hebammen hatten eine Anfahrtszeit von etwa zwei Stunden!).

Also blieb mir nur die Möglichkeit einer ambulanten Geburt mit Nachbetreuungshebamme. Doch mit fortschreitender Schwangerschaft wurde die Stimme in mir immer lauter und als ich mit meinem Mann über eine mögliche Alleingeburt redete, hat er es sofort als gute Option gesehen.

Die Geburt ging recht zügig, war sehr kraftvoll und intensiv aber nicht unbedingt schmerzhaft. Ich war alleine im Badezimmer und wusste zu keiner Zeit den Wehenabstand oder die Öffnung des Muttermundes. Mein Körper und unser Baby haben alles in ihrem eigenen Tempo gemacht, ich konnte mich voll auf mich konzentrieren und hatte zu keiner Zeit Bedenken. Es war das kraftvollste und intensivste Erlebnis und gleichzeitig fühlte ich mich, als wäre es das Normalste der Welt!

Gleich danach konnten wir uns als Familie kennenlernen und das Baby willkommen heißen und begutachten. Einige Stunden später sind wir noch zur Nachkontrolle ins Krankenhaus gefahren um uns danach zu Hause zu viert ins Bett zu kuscheln.

Obwohl mein Mann physisch nicht anwesend war – er ist mit unserem Kind in den Garten gegangen, da dieses nicht dabei sein wollte und ich mich ehrlichgesagt auch gestört fühlte – war er stets eine große Stütze! Er hat mich immer unterstützt und mir vollstes Vertrauen geschenkt, sodass ich auch selbst wirklich überzeugt war es alleine zu schaffen.

Allerdings finde ich es auch sehr schade, dass ich diesen Weg gehen „musste“. Vielen Frauen bleibt so ein wundervolles Geburtserlebnis verwehrt, da es zu wenig Unterstützung von Ärzten gibt und die Situation für Hebammen rechtlich recht kompliziert und schwierig ist. Und nicht jede Frau traut sich eine Alleingeburt zu.

Jungvater

Ok, mit 30 bin ich für einen Vater nicht besonders jung, aber das Baby ist noch keine Woche aus dem Bauch raus, also ist meine Rolle als Vater noch ziemlich ungewohnt für mich.

Ein Kollege hat mich letztens gefragt, wie ich mich so als Papa fühle. Nun, mit einem Begriff kann ich es noch nicht ausdrücken und obwohl wir die letzten Tage ziemlich ruhig empfunden haben, so hatte ich doch noch nicht wirklich Gelegenheit zum Einfühlen in die neue Situation.

Rückblende:

Ich hatte Ende Februar eine Woche Urlaub und für März konnte ich mit meinem Dienstgeber eine Arbeitszeitreduktion auf 7h/Woche – also ein Arbeitstag in der Woche – vereinbaren. Zweck der Aktion ist zum einen, die Gedanken von der Arbeit schon vor der Geburt aus meinem Kopf zu bringen und zum anderer, danach viel Zeit zu haben um meiner Liebsten das Wochenbett zu erleichtern und das Putzerl ordentlich kennenzulernen. Wir hatten uns auf eine Hausgeburt vorbereitet, aber seit dem Thermenbesuch in Bad Blumau im Wellenbad hat das Baby sich gedreht und lag nun mit dem Hintern voran.

Da sich das bis kurz vor dem errechneten Geburtstermin nicht von selbst geändert hat, haben wir uns einen Plan B zurecht gelegt. Im LKH Feldbach – das ist ca. 1h von uns entfernt – gibt es einen Arzt, der spontane Vaginalgeburten bei Beckenendlage macht, zumindest wenn er das Risiko abschätzen kann. Das war ein Hoffnungsschimmer, denn andernfalls würde man in den meisten anderen Spitälern das Baby schon 2 Wochen vor dem errechneten Termin holen. Und da bleiben eine Menge an Hormonumstellungen im Körper der Mutter aus. Und für das Baby wird es bestimmt auch nicht witzig seine, so ganz grün hinter den Ohren geholt zu werden.

Also, als wir endlich beim richtigen Arzt zur rechten Zeit einen Termin hatten, erfuhren wir, dass sich zusätzlich zur Beckenendlage auch noch die Nabelschnur um den Hals geschlungen hat und es sich deshalb wahrscheinlich nicht zurückdrehen konnte. Damit wurde Plan Z aktiv: Kaiserschnitt. Allerdings durften wir bis zu den Wehen warten. Das haben wir gemacht und als wir mitten in der Nacht in den Kreißsaal kamen, erlebten wir nach kurzer Zeit auch noch den Blasensprung und dann ging es erst ab in den OP.

Für die Hausgeburt hatte ich mich über längere Zeit mental auf die Rolle des Geburtshelfers eingestellt, falls die Geburt sehr schnell ablaufen würde – was in Caos Familie üblich ist – und wir vielleicht eingeschneit wären – was im März bei den südsteirischen Schneeschiebern nicht unwahrscheinlich wäre.

Soweit kam es nun nicht, aber wir hatten ein paar Tage bereits die Gewissheit, wie es denn in etwa ablaufen würde und da wir mitten in der Nacht in den Kreißsaal kamen, hatten wir das große Glück, dass fast nichts los war und es sogar fast familiär wurde.

Ich war dann bei der Geburt im OP dabei, hab die Nabelschnur gekürzt und bekam dann das nackte Baby auf meinen nackten Oberkörper, bis Cao wieder aus dem OP gerollt wurde. Dann durfte ich meinen Bruder rein holen und wir betrachteten das frische Familienmitglied in aller Ruhe.

Die nächsten Tage habe ich entweder gekocht, geschlafen oder bin ins Spital gefahren. Da wir ja eine eigene Hebamme haben und Cao es sehr schnell wieder gut ging, haben wir die Station bereits 2,5 Tage nach der Geburt verlassen können.

Seit dem kümmere ich mich um den Haushalt und helfe meiner Liebsten bei der Babypflege. Ich finde, dass ich mich nicht so schlecht mit dem Putzerl anstelle, aber die Milchsucht kann ich natürlich nicht befriedigen. Es scheint die natürliche Rolle des Vaters zu sein, entweder man steht blöd in der Gegend herum, oder man macht sich nützlich, wie immer halt. Und so fühlt sich für mich die Vaterschaft im Moment an, wie immer halt stürzt eine Situation auf uns ein, wir sprechen darüber und gehen es so gut als möglich an.

Damit bin ich sehr zufrieden, wie es sich verändern wird, weiß ich nicht, aber ich werde es weiterhin nehmen wie es kommt und daraus wachsen.

Aber für meinen Kollegen war die Antwort kürzer.