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Warum es Frauen & Männer gibt…

…hat letztens ein Kind gefragt.

Wie es ein Religionslehrer erklären würde:

Einst gab es nur Eins. Und das Eine war groß!
Aber um groß zu sein, müsste irgendetwas anderes da sein, das kleiner ist.
Doch es war nichts da. Das Eine war doch ganz alleine.
Und so musste es, um groß zu sein, gleichzeitig auch klein sein.
Das Eine war auch hell!
Doch wie könnten wir das Licht erkennen, wenn die Dunkelheit nicht wäre?
Also war das Eine hell, doch gleichzeitig auch dunkel.
Das Eine hatte alle männlichen Eigenschaften in sich vereint.
Das Eine hatte alle weiblichen Eigenschaften in sich vereint.
Das Eine war hell & dunkel, groß & klein, männlich & weiblich,
gleichzeitig gut & böse, stark & schwach, schön & häßlich, …
bis es das Eine zerrissen hat – und seitdem gibt es große & kleine Leute, helle & dunkle, gute & böse; Frauen und Männer.
Und weil wir nicht so zerrissen sein wollen, streben wir wieder danach, den Einheitszustand zu erreichen. Manchmal gelingt uns das nicht so gut und wir müssen wieder was zerreissen. Wir versuchen dann, es besser zu machen als vorher… wenige sind perfekt, wir üben ja noch.

Religionenunterricht

Als ich in die Schule ging, war Religionsunterricht ein sehr relatives Unterrichtsfach. Keiner von uns hatte eine Ahnung, dass man sich vielleicht davon hätte abmelden können. So kam es, dass ich während meiner gesamten Schulzeit (13 Jahre bis zur berufsbildenden Matura) immer den Religionsunterricht besuchte.

Man kann mit mehreren Argumenten aufwarten, warum Schüler die Religionsstunden besuchen sollen, wie Verbesserung des Notendurchschnitts, … mehr fällt mir gar nicht ein. Jedenfalls war ich vermutlich einfach zu bequem um mich abmelden zu gehen.

Mein Resümee

In der Volksschule waren es eher mehr Stunden in denen Geschichten erzählt, Lieder gesungen und Gebete gelernt wurden. Das erste Jahr war unser Lehrer noch der örtliche Herr Kaplan, danach kam eine überparfümierte Religionslehrerin mit blauem Liedschatten. Das ist eigentlich auch schon alles was ich noch von ihr weiß.
Notengebung (also Kriterien für die Benotung): jeder 1
In der Hauptschule hatten wir verschiedene Lehrer, ich erinnere mich an einen Typen der Priester werden wollte, ansonsten … keine Ahnung mehr.
Notengebung: sauberes Heft =1, schlampiges Heft = 2, kein Heft = 3

In der Handelsakademie hatten wir dann einen Lehrer, der zwar irgendwie konservativ auf mich wirkte, aber eigentlich sehr offen war. Wir schauten oft Filme und sprachen danach über unsere Meinungen und er brachte auch zusätzliche Perspektiven ein. Er hatte auch so eine Art Programm, irgendwann waren die Weltreligionen an der Reihe und diese Zeit verging leider viel zu schnell. Immerhin hat man davon gehört und eine grobe Abgrenzung erhalten.
Notengebung: anwesend = 1, abwesend = nicht beurteilt

Meine Vorstellung für die Zukunft

Meinem Vorschlag liegen folgende Ideen zugrunde: Menschen dürfen im allgemeinen gefährliche Sachen, wie sich tätowieren lassen oder ein Auto fahren, erst ab einer gewissen Reife – also Alter – bzw. nach Ablegung einer Prüfung. Aber eine so wichtige Entscheidung wie das religiöse Bekenntnis, darf von den Erziehungsberechtigten getroffen werden. Kein Wunder, dass ich ein mir fremdes Glaubensbekenntnis in der Schule lernen musste.

Meiner Meinung nach sollte man sich überlegen, ob es nicht vielleicht sinnvoll wäre, wenn man im Sinne der Verfassung keinem Menschen zu einem Bekenntnis zwingen dürfte? Also das heißt jetzt nicht, dass Kinder nicht in die Kirche gehen dürfen, wenn sie das wollen. Jedenfalls sollten sie frühestens mit der erforderlichen geistigen Reife und einer umfassenden Kenntnis der Weltreligionen, also nicht nur der großen Fünf, sich auch gesetzlich für eine Entscheiden dürfen.

Ich glaube, das würde sowohl für einen respektvolleren Umgang mit Menschen anderer Religion führen und auch den Religionsgemeinschaften selbst helfen. Denn wenn ich eine Ahnung habe und mich bewusst für etwas entscheide, dann … dann … stell ich mir das irgendwie besser vor, als in ein Sytem getauft zu werden, das vielleicht nicht zu mir passt. Und ich vielleicht schon „Steuer“schulden anhäufe, die man vielleicht einem bestimmten Verein aus ideologischer Sicht nicht zukommen lassen möchte.

Also der zukunftige Religionenunterricht sollte die Konzepte der jeweiligen Religionen enhalten, sodass man zumindest nach der Pflichtschule wirklich weiß, wie sie sich geschichtlich entwickelt haben, was sie heute lehren, wie sie zueinander stehen, wo sie sich in der Nähe befinden, … Und nach der Pflichtschule könnte man sich vielleicht schon auf eine Richtung spezialisieren die einen interessiert und in Referaten den anderen seine Eindrücke schildern. Natürlich sollten auch die Gefahren von Religionen bzw. Sekten und Fanatismus ein wichtiges Thema sein. Aber ich denke, dass die so aufgklärten Schüler nicht zu Fanatismus neigen werden, wenn sie die Sichtweisen der anderen Religionen verstehen und auch die Gemeinsamkeiten kennen. Außerdem sind die unterschiedlichen Sparten der Religionen und deren unterschiedlichen Interpretationen interessant.

Ich denke, die Idee eines Ethikunterrichts, wie das immer wieder von Politikern angedacht wird, führt nur noch stärker zu religiös-uninteressierten Menschen. Es ist ja auch absolut OK, wenn jemand nicht religiös ist. Aber womöglich suchen auch solche Menschen irgendwann eine Art der Seelsorge und dann sollten sie sich auch auskennen. Der aktuelle Religionsunterricht liefert bereits jetzt unreligiöse Katholiken. (Zumindest ist das die Erfahrung meiner Kindheit und Jugendzeit, wo ich zur Schule ging. Da waren zeitweise 100% römisch katholische Schüler, aber niemand war religiös.)

Mir kommt es vor, als würde das die unnachhaltige Konsumgesellschaft fördern. Menschen, die sich damit abgefunden haben sich etwas anzueignen, das sie ohnehin nicht interressiert. Wofür?

Respekt für andere Religionen

Vermutlich sind Religionen schon immer dazu verwendet worden um sich von „Anderen“ abzugrenzen. Auch heute wird die relative Gruppe der „Ungläubigen“ – damit ist eigentlich „Andersgläubige“ gemeint – in verschiedenen Teilen der Welt durch verschiedene Gruppierungen verfolgt. Beispiele dafür hört man bei uns seit viel zu langer Zeit jeden Tag im Radio.

Es ist längst an der Zeit, anders denkende Menschen nicht nur zu tolerieren sondern sie, wie es mit alle anderen auch sein sollte, zu respektieren. Auch wenn das schon lange in den Verfassungen dieser Welt formuliert ist, kann die Umsetzung jeder an sich selbst kontrollieren.

Meiner Einschätzung nach sollten vorallem diejenigen, die sich selbst als relogiös/spirituell/oder wie-man-es-halt-gerne-bezeichnet betrachten, einen tiefen Respekt vorallem vor anders-religiösen Menschen haben.

Durch den steigenden Individualismus in der Welt ist man besonders schnell in der Versuchung, sich durch Vielerlei vom Gegenüber abzugrenzen. Doch ist es gerade das Gemeinsame zu finden, was an menschlichen Beziehungen das Schöne ist. Das setzt allerdings eine gewisse Offenheit voraus, seinem Gegenüber zu zuhören und auch aussprechen zu lassen. Allzu oft bestätigt man die Ausführungen des Gegenübers noch bevor diese überhaupt im Ansatz ausgesprochen worden sind.

Es scheint unser ureigenstes menschliches Talent zu sein: Schubladendenken. Was durchaus mal seinen Sinn hatte, um schnelle und überlebenswichtige Entscheidungen zu treffen, wird heute eigentliche nur mehr für oberflächliche Gespräche genutzt. „Bloß nicht ausreden lassen, ich weiß doch schon was gemeint ist.“

Naja, nicht jeder Buddhist meditiert, nicht jeder Veganer respektiert andere Lebewesen und nicht jeder Yogi praktiziert Körperstellungen. Die Vielfalt entdeckt man aber nur wenn man mit Achtsamkeit und Respekt seinem Gegenüber die Zeit lässt sich auszudrücken.

Ich bin wohl zu naiv, aber ich verstehe es einfach nicht, wie man aus religiösen Ansichten Kriege oder Terror beginnen kann. Möglicherweise spielt das Beschriebene mit, denn abgesehen von den sich bereichernden Führern gibt es ja auch unzählige Folgende.