Es zählt nur der Augenblick

Gerade als ich unser Hörnchen lauthals meckernd über meine Schulter geschwungen in tanzenden, wippenden Schritten von Raum zu Raum spazieren trage, dabei ab und zu beruhigende Worte flüstere und den Kopf streichle, muss ich nachdenken. Ich weiß, unser Baby ist sehr müde und deshalb nicht gut gelaunt. Drei Tage Besuch bei unseren Familien und Freunden in der alten Heimat liegen hinter uns, jeden Tag eine neue Umgebung und sehr viele verschiedene, zum Teil fremde Gesichter. Außerdem fremde Geräusche und Gerüche, lange Autofahrten und sehr sehr viel Hitze. Dazu noch spätes Heimkommen und wenig Schlaf und schon fühlt sich das Baby nicht wohl, obwohl wir wieder in vertrauter und ruhiger Umgebung sind. Das alles wirkt noch nach, auf den kleinen Organismus.
Und trotzdem muss ich beim Nachdenken erstaunt feststellen, dass Babies total im Hier und Jetzt leben. Im einen Moment passt etwas nicht und es wird herungemotzt, im nächsten Moment ist das Bedürfnis vielleicht gestillt und das Baby ist glücklich, ohne die schlechte Laune von vorhin! Und genau das finde ich so beeindruckend. Wenn es dem Baby gut geht, ist es glücklich, wenn es ihm schlecht geht, ist es unglücklich. Da gibt es kein tagelanges Überlegen und Nachdenken, wie bei uns Erwachsenen. Die schlechte Laune, wenn man sich zb ärgert, dass einem etwas nicht gelungen ist, ist von kurzer Dauer und nagt nicht wochenlang am Ego.
Ich finde das irgendwie bewundernswert und wünsche mir oft, dass viel mehr Menschen sich dieses kindliche Verhalten beibehalten würden. Es wirkt so ‚unbeschwert‘, einfach im Hier und Jetzt zu sein, den Moment in all seinen Facetten auskosten, ohne Gedanken an die Zeit, an Zukunft oder Vergangenheit.

6 Kommentare zu „Es zählt nur der Augenblick“

  1. Das ist mir auch schon aufgefallen. Es wird geschimpft und vielleicht auch ein Tränchen verdrückt, aber kaum ist die Ursache behoben, wird auch sofort wieder gelacht. Es wäre wirklich toll, wenn wir das auch könnten, aber leider denkt man immer mehr und länger nach, je älter man wird…

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  2. Ja, oder diese aufrichtige Begeisterung für etwas und dass die (Uhr)Zeit für ein Kind nicht von Bedeutung ist!

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  3. Besonders diese Sätze haben mir gefallen: „Da gibt es kein tagelanges Überlegen und Nachdenken, wie bei uns Erwachsenen. Die schlechte Laune, wenn man sich zb ärgert, dass einem etwas nicht gelungen ist, ist von kurzer Dauer und nagt nicht wochenlang am Ego.“ Ich bin nämlich auch eine richtige Grüblerin… Da sollte ich mir von meiner Kleinen noch etwas abschauen 🙂 Was mir bei Kindern auch total gefällt und was man als Erwachsener nur noch viel zu selten macht, ist dieses aufrichtige, ehrliche, quiekende, lauthalse Lachen.

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  4. Diese Unbeschwertheit von der du sprichst ist der Inbegriff dessen was ich im Leben suche. Einfach im Hier und Jetzt leben. Das wäre wundervoll…

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  5. Spätestens, wenn die Autonomiephase los geht * Schlafmangel…Brett im Kopp…Paralellwelt…naknaknak (ums mit der Gewitterhexe zu sagen).

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  6. Deswegen sind Babies und Kinder die besten Achtsamkeitslehrer, die man haben kann. Spätestens in der Autonomiephase los geht. Angeblich ja erst mit 14 Monaten. Hier wurde heute schon mit dem Fuß aufgestampft, weil Madam die Kaffeetasse nicht bekommen hat, mit noch nicht mal ganz nem Jahr. Hach, dat wird lustig XD Aber das Gute ist, wenn man bis dahin genauso im Hier und Jetzt leben kann, ist das genauso schnell vorbei wie die Wut beim Zwerg. (Es schlaucht trotzdem, echt jetzt.)

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