Der Weg des geringsten Widerstandes

In unserem Privatleben gibt es derzeit ein paar Ungereimtheiten. Es geht um Themen, die für uns eigentlich selbstverständlich sind und wir daher auch angenommen haben, dass sie das für Andere ebenso sind, zumal es sich um Menschen handelt, die uns und unsere Einstellung eigentlich gut kennen.

Jedenfalls habe ich heute mit toe ein wenig über ein paar Situationen gesprochen und wir haben unsere Standpunkte abgeglichen und geklärt. Irgendwann kam dann mal der Satz:“Es wäre der Weg des geringsten Widerstandes“, allerdings mit der Bemerkung, dass dies kein Argument dafür sei!

Über diese Aussage musste ich erstmal nachdenken. Darüber, warum man diesen Weg nur allzu oft geht, obwohl es einem deutlich gegen den Strich geht? Darüber, warum man an manchen Dingen festhält oder sie macht, obwohl sie einem absolut nicht wichtig sind, es aber von der Gesellschaft so erwartet wird? Warum man nicht authentisch in jeder Situation reagiert, so wie man es in seinem tiefsten Inneren für richtig hält? Und wieso man am liebsten auf keinerlei Widerstände in seinem Leben stoßen möchte, ungeachtet dessen, dass man daran wachsen kann und sich dadurch möglicherweise weiterentwickelt.

Ganz ehrlich, ich habe keine befriedigende Antwort gefunden! Natürlich ist mir bewusst, dass sehr viel an unserem Ego liegt, dass sich quasi in den Vordergrund drängt, alles auf sich bezieht und so die objektive Sichtweise in den Hintergrund stellt. Außerdem spielt der Verstand eine große Rolle, der ständig und unaufhörlich abwiegen muss, ob und warum bestimmte Dinge gut oder schlecht sind, was passieren würde wenn … und blablabla … 

Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob der Großteil der Menschen aus einer tiefen, evolutionsbedingten Angst heraus, am Ende alleine zu sein, so handelt oder ob es einfach der Zeitgeist ist?

Wir gehen eigentlich schon lange unseren eigenen Weg, egal, was andere denken oder sagen. Vieles machen wir anders, als es heutzutage in unserer Gesellschaft üblich ist und wir geraten immer wieder auf Widerstand. Dennoch gibt es ein paar Dinge, die wir eigentlich nur tun, um den besagten Weg des geringsten Widerstands zu gehen, weil es einfacher ist, weil man sich mit etwas bestimmten nicht auseinandersetzen muss oder man die Gefühle Anderer nicht verletzen will.

Was meint ihr dazu? Sollte man immer seinen Weg gehen und seinen Prinzipien folgen, auch wenn das bedeutet, dass man in manchen Bereichen nicht mehr Teil der Gesellschaft ist oder damit Andere eventuell verärgern bzw. verletzen könnte? Kann man überhaupt für die Gefühle Anderer verantwortlich sein?

7 Kommentare zu „Der Weg des geringsten Widerstandes“

  1. Ich mache es davon abhängig, ob dazugehören mir gerade am wichtigsten ist und vor allem wie hoch der „Preis“ ist, wenn ich es nicht so mache, wie es mir am liebsten wäre.

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  2. Jupp, oft schieben wir unmerklich die unbequemen Dinge fort. Und wir meinen es gar nicht zu merken. Es geschieht etwas beim wegschieben.

    Ich kann gar nicht, nicht dazugehören. Ich bin da. Dieses Gefühl nicht dazu zugehören ist ein Gefühl. Wie kinimod es sagte, „es auf die eigene Art zu tun“ oder es so zu tun, wie es einem gut tut, mit Respekt dem Gegenüber, was den anderem gut tut, kann allen gut tun und somit eine Bereicherung sein – Vielfalt kann sich so entfalten, ausbreiten.

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  3. Ich denke es kommt einfach darauf an – wenn es sich um eine wichtige Sache, ein wichtiges Thema handelt (entweder für einen selbst oder generell) dann unbedingt dem Herzen folgen – sich wegen Lappalien Schwierigkeiten einzuhandeln, die nicht notwendig sind und das Leben erschweren, ist nicht nötig und auch nicht weise. Das würde ich auch im Falle der Familie so sehen.
    Aber sich auch nicht verbiegen um des lieben Friedens willen – wenn jemand auf den Schlips getreten sein will, dann findet er/sie eh immer einen Anlass. Manche Menschen rollen ihre Schlipse meterweit aus – da kann man gar nicht anders als draufsteigen. 😉

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  4. Danke für dein Kommentar.
    Ja, diese bewussten Zeichen halte ich auch für sehr wichtig und wir leben auch derzeit glaube ich in einem guten Mittelmaß – gerade noch so ’normal‘ um quasi gesellschaftstauglich zu sein, aber so ‚anders‘ um guten Gewissens Zeichen zu setzen und Veränderungen herbei zu führen…

    Was aber, wenn die „Anderen“ Teil der Familie sind und man nur so handelt, weil es eben Familie ist und es daher gewisse Erwartugshaltungen gibt?
    Greets cao

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  5. Ja, wahrscheinlich ist auch hier – wie bei allem – der mittlere Weg die beste Möglichkeit, zwischen Revoluzer und Mitläufer ein gutes, ausgewogenes Verhältnis zu schaffen und dabei mit sich selbst im Reinen zu bleiben…

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  6. Für Gefühle anderer oder wie sie etwas auffassen könnten etc. kann ich keine Verantwortung übernehmen. Wenn ich gemäss meiner jetzigen Überzeugung handle, und das jemanden verletzt, dann ist das so. Gerade weil Menschen ihren Weg gegangen sind, und nicht immer den geringsten Widerstand gewählt haben, sind die wunderbarsten gesellschaftlichen Veränderungen passiert! Ich glaube Anerkennung spielt eine sehr grosse Rolle in diesem Fall.

    Im Alltag, die Sachen die ich selbst nicht so machen würde aber mit mir vereinbaren / hinnehmen kann, mache ich so wie es gesellschaftlich angesehen ist „um des lieben Frieden willen“ und gehe den Weg des geringsten Widerstands (Großteil auf der Arbeit). Aber wenn ich etwas nicht hinnehmen möchte/kann werde ich sehr deutlich – da ist es mir egal ob „man“ das so macht, oder welch so-wichtige Person vor mir steht.

    Ich glaube nicht, dass es für einen selbst friedlich und erfüllend ist, ständig und in allem ein Revoluz sein zu müssen. Ob das so authentisch ist weiss ich auch nicht. Menschen neigen dann zu hauptsache dagegen Haltung was kontraproduktiv sein kann. Aber genauso wenig erfüllend wäre es wohl ein Schaf zu sein. Wenn wir aufhören nach der Anerkennung von aussen zu hoffen und zu lechzen, könnten wir viel entspannter und authentischer reagieren, oder? LG, Feraye

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  7. Zusammengehörigkeit, Dazugehören ist auch ein legitimes Bedürfnis, und „es wie die Andern zu machen“ stärkt dieses Gefühl. Nonkonformismus ist nicht per se etwas Gutes, so wie Konformismus nicht per se schlecht ist.
    Vielleicht einen Weg finden, es auf die eigene Art zu machen und dafür andere, bewusste Zeichen der Zusammengehörigkeit oder des Dazugehören setzen? Die Klamotten tragen, die man tragen will und beim örtlichen Maifest beitragen?
    Im Übrigen kann „es auf die eigne Art zu machen“ auch ein Beitrag für die Andern sein, weil es für alle die Bandbreite des Möglichen erweitert, zumindest für die, die das wahrnehmen können.

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