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Triratna – der westliche Orden

Vor ungefähr einer Woche durchstöberte ich das Internet nach  buddhistischen Zeitschriften, die mich interessieren könnten. Plötzlich landete ich auf einer Seite auf der etwas über einen westlichen buddhistischen Orden stand. Ich war wie elektrisiert.

Zen – irgendwie streng

Zur Erklärung, als ich die Zuflucht zu den 3 Juwelen nahm, ging einiges an Recherche voraus um eine Tradition zu finden die meinem Wesen entsprach. Zum einen ist es schön, dass der Buddhismus so vielfältig ist. Zum anderen … – wie soll ich das kurz und schmerzlos beschreiben – hat vermutlich jeder ein eigenes Bild davon, bis der Weg zu Ende gegangen ist. Jedenfalls gibt es eine Reihe von Traditionen mit Ihren Eigenheiten, die alle irgendwie nicht so richtig von meinem Ego gemocht werden. Somit teilte ich mich in die Schublade „moderner Theravada“ ein und startete meine Praxis im Laiendasein durch:

Tantrischer Buddhismus – irgendwie abgehoben

Jetzt nach über einem Jahr mache ich also die Erfahrung, dass es seit über 40 Jahren bereits eine Tradition gibt, die ursprünglich für die „westlichen“ Buddhisten ausgelegt wurde. Meine Erfahrung dazu stützt sich bislang nur auf Online-Recherche, ist demnach äußerst mäßig.  Kurz zusammengefasst habe ich Folgendes herausgefunden.

Tibetischer Buddhismus – irgendwie hierarchisch und schamanisch

Der Orden Triratna reiht sich nicht in eine der traditionellen Sparten des Buddhismus ein, sondern übernimmt quasi die Inhalte und stellt sie auf den – sagen wir mal – „westlichen“ Kulturkreis angepasst zur Verfügung. Gegründet wurde der Orden in Großbritannien von einem Mönch der im Theravada ordiniert war. Die Webseiten sind sehr transparent und geben Einblicke über Geschichte, Theorie und Praxis, die mich sehr ansprechen. Genaueres folgt, vielleicht … wahrscheinlich.

Traditioneller Theravada – irgendwie distanziert

Ich habe gleich mal in Deutschland angefragt, ob es aktive Verbindungen nach Österreich gibt, aber das ist derzeit nicht bekannt. Schade, weil nach Deutschland oder England zu reisen ist halt nicht so … mein Ding, im Sinne von ökologischer Fußabdruck, finanzielle Ausgabefreude, akustischer Dialekt-Harmonie, … Da findet die Stimme in meinem Kopft schon einen triftigen Grund dagegen.

Würden sich ein paar interessierte Leute finden, könnte man vermutlich ein Art Kennenlern-Retreat in Österreich organisieren. Also wenn jemand interesse hat, kann man sich gerne bei uns melden.  Vielleicht bildet sich zumindest eine österreichische Online-Sangha. Aber ich vermute fast, dass die wenigsten hier von diesem Orden überhaupt wissen.

Triratna – irgendwie sympathisch

Mit relativ zuversichtlichen Grüßen
[toe]

Atme in den Bauch

Meinen ersten Yoga Kurs besuchte ich ihn Wien bei Manuela Droblich. Dafür sind wir nach der Arbeit extra mit dem Zug nach Wien gefahren und in der Nacht – ich denke es war der letzte Zug des Tages – wieder nach Hause. Eine der wichtigsten Erfahrungen für mich war es, wie oberflächlich meine Atmung war.

Dass Putzerl natürlicherweise in den Bauch atmen und die Brustatmung erst im Laufe des Lebens antrainiert werde, war für mich ein Spiegel meiner eigenen Unachtsamkeit. Zu dieser Zeit war ich körperlich gut trainiert. Als Manuela uns aufforderte eine Hand auf die Brust und die andere auf den Bauch zu legen um den Atem bewusst spüren zu können, blieb die Hand am Bauch unbewegt.

Die Theorie zum Thema Prana ist mir bis heute nicht wirklich wichtig, da ich mich nicht bewusst empfänglich für deren Wahrnehmung halte. Allerdings habe ich mir schon während dem Kurs vorgenommen, meine Atmung wieder in die ursprüngliche Mechanik zurück zu führen. Ich habe dazu am Morgen, sobald ich das erste Mal daran gedacht hatte, eine Hand auf den Bauch gelegt und die Atmung bewusst dorthin gelenkt. Und wenn mir während des Tages aufgefallen ist, dass ich wieder ins oberflächliche Atmen gefallen bin, wiederholte ich die Prozedur, ohne mich deshalb unter Druck zu setzen.

Ich denke es hat ein Jahr gedauert, bis mir auffiel, dass es mit dem Umgewöhnen längst funktioniert hat. Nur beim Laufen fiel ich wieder in das alte Schema, das hat sich bis heute nicht verändert, ist aber in Ordnung.

Mit den Jahren bemerkte ich erfreut, dass sich durch die Zwerchfellatmung mehr Lebensenergie im Bauch gesammelt hatte. Diese Vorstellung wurde leider von einer Waage – ich wiege mich zeitweise seltener als einmal pro Jahr – zunichte gemacht, ich hatte einfach an der Wampe zugenommen.

Dicker Mönch mit viel Lebensenergie

gruppierte Sammlung 16.3

Dem Mond gleich

Aus der Serie Buddhas morderne Lehren.

Einst sprach der Buddha Shakyamuni zu seiner Mönchsgemeinde:

„Ihr solltet die Familien beim Bettelgang wie dem Mond gleich aufsuchen. Mit dem Körper und dem Geist auf Distanz, immer neu willkommen in den Familien und bescheiden. Genauso wie man in einen alten Brunnen schaut oder den Bergklippen herunter oder in ein steiles Flussbett, dabei hält man den Körper und den Geist zurück. So wie Kassapa.

Sagt mir, was für ein Mönch darf die Familien zum Bettelgang besuchen?“

„In dir wurzeln unsere Lehrmeinungen, von dir werden sie geleitet und auf dich stützen sie sich. Bitte erkläre es uns, dann werden wir den Sinn erfassen.“

Der Buddha schüttelte seine Hand in der Luft:

„So wie meine Hand an der freien Luft nicht haftet, nicht erfasst und nicht festgehalten wird, ebenso ist das Denken der Mönche beim Bettelgang. Es haftet nicht an den Familien sondern verbleibt ‚Die Gewinn wünschen, sollen gewinnen; die Verdienst wünschen, sollen verdienstliche Werke tun‘, ebenso befriedigt über den Gewinn anderer wie zufrieden über den eigenen Gewinn.

Sagt mir, welche Lehrpredigt ist nicht rein und welche ist vollkommen rein?“

„Auf dich stützen sich unsere Lehrmeinungen, erläutere uns den Sinn, damit wir ihn erfassen.“

„Wenn ein Mönch von der Lehre erzählt und sich denkt ‚Also, sie sollen die Lehre von mir hören und wenn sie ihnen gefällt, sollen sie sich auch so verhalten‘ dann ist das nicht rein. Wenn er sich aber denkt ‚Die Lehre wurde vom Buddha wohlverkündet, wirkt in der Gegenwart und ist an keine Zeit gebunden, sie lädt zur Betrachtung ein und führt zum Ziel, sie ist vom Schlauen aus eigener Kraft zu verstehen. Also sollen sie die Lehre von mir hören und wenn sie sie verstanden haben, sollen sie danach streben, so zu werden wie es zur Lehre passt.‘ Und aus Erbarmen, Mitgefühl und Mitleid legt er ihnen die vortreffliche Lehre ans Herz. Solch eine Lehre ist vollkommen rein.“

So predigt auch Kassapa. Mit diesem Beispiel oder einem ähnlichen will ich euch ermahnen. Ihr sollt danach streben so zu werden, wie er.

Sutta 16.3: Dem Mond gleich aus "Samyutta-Nikaya Die gruppierte Sammlung der Lehrreden des Buddha", S.468 Verlag der Weltreligionen 2013

Lehre im online Palikanon: S.16.3 Dem Monde gleich – 3. Candūpama Sutta

Der individuelle Weg

Der nächste Beitrag aus der Serie Buddhas moderne Lehren lässt auf sich warten, da mir nach viel zu langer Zeit wieder Hermann Hesses Siddhartha in die Hände gefallen ist.

Ich habe das Buch vor nicht ganz einem Jahrzehnt zum ersten Mal gelesen und erinnere mich an die tiefe Bewunderung, die ich damals für dieses aus den 1920ern stammendem Werk empfand. Damals war mir über Buddhismus nicht viel mehr bekannt, als in den österreichischen Schulen darüber gelehrt wurde. Mein Interesse wurde durch diese Erzählung definitiv geweckt, wenn auch noch weit entfernt von Orientierung.

Das Buch behandelt die Geschichte eines jungen Brahmanen, der sein Zuhause verlässt um Asket zu werden. Er ist sehr talentiert aber ihm wird bewusst, dass dieser Weg ihm keine Befreiung finden lässt. Als sich Gerüchte über einen Erwachten herumsprechen, verlässt er mit seinem Begleiter die Asketen um die neue Lehre zu hören. Im Dialog mit dem Erwachten beschließt er zu sich selbst Zuflucht zu nehmen und entwickelt sich zu einem Liebhaber und Kaufmann. Nachdem er allerdings Genüsse und Leid konditioniert hatte verließ er dieses Leben und wurde Fährmann. Sein Vorgänger und der Fluss lehrten ihm fortan und dieser Weg führte ihm zum Erwachen.

 … eine Wahrheit läßt sich immer nur aussprechen und in Worte hüllen, wenn sie einseitig ist. Einseitig ist alles, was mit Gedanken gedacht und mit Worten gesagt werden kann, alles einseitig, alles halb, alles entbehrt der Ganzheit, des Runden, der Einheit. Wenn der erhabene Gotama lehrend von der Welt sprach, so mußte er sie teilen in Sansara und Nirwana, in Täuschung und Wahrheit, in Leid und Erlösung. Man kann nicht anders, es gibt keinen andern Weg für den, der lehren will. Die Welt selbst aber, das Seiende um uns her und in uns innen, ist nie einseitig. Nie ist ein Mensch, oder eine Tat, ganz Sansara oder ganz Nirwana, nie ist ein Mensch ganz heilig oder ganzu sündig. Es scheint ja so, weil wir der Täuschung unterworfen sind, daß Zeit etwas Wirkliches sei. Zeit ist nicht wirklich, Govinda, ich habe dies oft und oft erfahren. Und wenn Zeit nicht wirklich ist, so ist die Spanne, die zwischen Welt und Ewigkeit, zwischen Leid und Seligkeit, zwischen Böse und Gut zu liegen scheint, auch eine Täuschung. …

"Siddhartha - Eine indische Dichtung", Hermann Hesse, S. 130 Suhrkamp Verlag 1. Auflage 2004

Diese Darstellung, dass Weisheit und Ideen nicht vollständig und unmittelbar in Sprache gefasst werden kann, ist überwältigend klar. Hesse schrieb dieses Buch in Zeiten des Umbruchs um vorallem der Jugend eine neue Perspektive zu zeigen, einen eigenen Weg zufinden und sich von kirchlichen oder gesellschaftlichen Schranken zu befreien.

Aus den Erläuterungen am Ende meiner Ausgabe entnehme ich, dass in Europa dieser Aufruf nicht annähernd so inflationär aufgenommen wurde wie Jahrzehnte später in Amerika, wo dieses Buch vielen Hippies die nötige Motivation gab, sich aus dem konventionellen System heraus zu bewegen.

Die dichterische Sprache in diesem Buch ist im Vergleich zu heutigen Romanen sehr blumig. Aber gerade das sollte jungen Menschen vor Augen führen wir starr und effizient die heutige Lebensweise zu sein hat. Wer sich auf dieses Buch einlässt, kann wahrnehmen, dass dieser Zeitgeist nicht unserem Wesen entspricht. Zumindest mir geht es so.

Abschließend möchte ich allen empfehlen – besonders auch denjenigen, die das Buch seit längerem zuhause im Regal verstauben lassen – diese Geschichte erneut zu lesen.

Mit zuversichtlichen Grüßen
[toe]

Samadhi Sangha

Heute möchte ich einen wirklich guten deutschsprachigen Youtube-Channel vorstellen. Die Samadhi Sangha ist eine Gruppe von buddhistisch Prkatizierenden in Berlin. Rodrigo Gonzalez Zimmerling ist einer der Lehrer und teilweise werden von seinen Vorträgen Videos aufgenommen und auf Youtube veröffentlicht.

Dabei werden sowohl bestimmte Themen aus buddhistischer Sicht erläutert, als auch Buddhas Lehren selbst gelesen und interpretiert (wahrscheinlich das falsche Wort). Die Videos dauern von wenigen Minuten bis über eine Stunde und sind von hoher Qualität. Gonzales verwendet eine klare Sprache und sorgt für gute Stimmung. Der deutsche Dialekt ist für mich als Österreicher erst einmal gewöhnungsbedürftig gewesen, aber der Inhalt ist es sicher Wert.

Ich habe mir schon eine Menge der Videos angesehen und finde sie sehr sehr sehenswert! Schaut mal rein:

gruppierte Sammlung 9.8

Die Familienhausfrau

Aus der Serie Buddhas morderne Lehren.

Es war einmal ein Mönch im Land der Kosala. Er lebte in einem Waldhain aber hatte seit geraumer Zeit recht engen Verkehr zu einer Familie. In dem Hain gab es eine Gottheit, die den Mönch in seinem Fehlverhalten beobachtete. Um ihn wieder in die heilsame Richtung zu führen, nahm die Gottheit die Gestalt der Hausfrau an und fragte als solche den Mönch:

„An den Flussufern, am Marktplatz und in allen Straßen reden die Leute von uns. Warum das?“

Der Möcht antwortete:

„Geschwätz ist widerwärtig, aber ein Eremit muss das aushalten und darf sich davon nicht ablenken lassen. Er wird ja davon nicht verunreinigt.
Wer sich vor dem Wort fürchtet, wie die Windgazelle im Wald, der wird sein Gelübde nicht zur Vollendung führen, den nennt man einen Schwachkopf.“

Sutta 9.8: Die Familienhausfrau aus "Samyutta-Nikaya Die gruppierte Sammlung der Lehrreden des Buddha", S.233 Verlag der Weltreligionen 2013

Lehre im online Palikanon: S.9.8. Die Familienhausfrau – 8. Kulagharaṇī Sutta

Buddhas moderne Lehren

Oft wenn ich in den Lehren des historischen Buddhas lese und sie sich mir gänzlich oder zumindest ein Teil des Sinnes erschließt, wundere ich mich über die komplizierten Formulierungen. Oder auch die unzähligen Wiederholungen, die sicher hilfreich waren bei der ausschließlich mündlichen Übertragung, erschweren mir das konzentrierte Erfassen.

In mir ist das Bedürfnis gereift, ein paar der Texte in meine Umgangssprache umzuformulieren. Allerdings möchte ich dabei den Sinn weder verfälschen noch erweitern. Außerdem werde ich auch Links zu den Originaltexten im Internet ergänzen und die Referenz zu dem Text, den ich verfendet habe, angeben.

Ich erhoffe mir davon, Interessierten einen leichteren Einstieg in die buddhistische Basisliteratur zu schaffen oder überhaupt ein Interesse zu wecken. Außerdem macht es mir Spaß, mich mit den Texten auf diese Weise zu befassen.

Soviel zur Einführung, an diesem 10°C warmen Dezembertag.

Mit zuversichtlichen Grüßen
[toe]

1) Die Familienhausfrau
2) Dem Mond gleich
3) Die Ursachen

Zähneputzen mit Holz

Nach einiger Zeit der veganen Ernährung begreift man, dass durch dieses Konsumverhalten zwar ein gewisser Einfluss auf die Wirtschaft ausgeübt wird, aber es drängen sich auch Bedenken über Produkte auf, welche nicht nur die Ernährung betreffen.

Zum Beispiel ist es nicht ernsthaft notwendig Zahnpasta in Tierversuchen zu testen. Möglicherweise hat die Information, dass wir uns früher entweder nicht oder mit Kräutern (Kamille, Salbei, Melisse und Süßholz) oder mit weißem Lehm – also Erde – die Zähne pflegten, das heutige Bildungssystem verlassen. Nichts desto trotz waren das Naturmaterialien, die weit entfernt von klinisch rein, aber dennoch wirkungsvoll waren.

Ein anderes Zahnpflegenaturmaterial, das eher unseren anerzogenen Hygieneanforderung gleichkommt ist Miswak.
Miswakholz, vom Zahnbürstenbaum, wächst in Afrika und Indien und wird dort traditionell zur Zahnreinigung verwendet.

Swak

Die Firma Swak bring das Holz in Form von Köpfli in eine Zahnbürsten-ähnliche Konstruktion. Nachdem man die durch Fernsehen und Werbung antrainierte Druckkraft beim Zähneputzen reduziert, kann das Zähneputzen damit zu einer entspannenden Beschäftigung werden. Denn die ruhigen und masierenden Bewegungen fühlen sich weniger nach Putzen, sondern mehr nach Pflege oder Zahnmasage an. Zahnpasta kann verwendet werden, ist allerdings nicht notwendig, da das Holz die hilfreichen Mineralien bei der Pflege freisetzt.

So ein Köpfli hält ungefähr ein Monat und kann dann einfach kompostiert oder verbrannt werden. Der Zahnbüsten-ähnliche Stiel wird weiter verwendet und ist auch aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt.

Somit ein gute Alternative zu den Plastikbürsten, wo man erst langsam begreift, dass sich kleine Teile lösen und vom Körper aufgenommen werden. Und zur Zahnpasta, welche durch Tierversuche einen zusätzlich negativen Beigeschmack bekommt.

Mit zuversichtlichen Grüßen
[toe]

 

Hochzeitsmala

Die Herstellung einer buddhistischen Gebetskette „Mala“ anlässlich useres  Hochzeitsrituals. In einer Zeit des materiellen Überflusses ist es ein Prioritätswechsel von „Teuer und Fremdgemacht“ zu „Achtsam und Selbstgemacht“.

Cao und ich werden nächstes Jahr im April heiraten. Traditionell werden in Österreich bei der Trauung Ringe ausgetauscht. Bei der standesamtlichen ist das allerdings nicht gesetzlich notwendig. Für uns bot das den Freiraum, uns einen passenderen Gegenstand für den zeremoniellen Austausch zu suchen. Ich trage keine Ringe. Nicht nur aus dem Grund, dass ich herkömmliche Schmuckstücke nicht besonders ansprechend finde, sondern auch weil ich Ringe als störend und unangenehm empfinde. Cao hat bereits einen Ring von mir – den zum Verlobungsring beförderten, mit bunten Kreisen verzierten Holzring – und hat auch kein Bedürfnis danach sich einen weiteren Ring zu zulegen.

Also überlegten wir ein paar Tage, was ein passender Gegenstand für uns sein könnte. Eine Idee war zum Beispiel, weiße Schale auszutauschen. Das ist in Tibet  eine glückbringende Geste. Ich trage zwar gerne einen Schal, vorallem in den windigeren Jahreszeiten. Allerdings wird ein weißer Schal wahrscheinlich nicht ein Leben lang  schön sein. Ein andere Idee war eine gemeinsame Tätowierung. Wir kennen ein Paar, die das anlässlich ihrer Hochzeit gemacht haben. Allerdings haben wir schon einen nahezu gleichen Körperschmuck und meine dünnen Finger mit einer Nadel zu quälen, stelle ich mir nicht sehr romantisch vor.

Letztendlich haben wir die Idee geboren Malas auszutauschen. Die buddhistische Gebetskette mit 108 Perlen und einem Endstück gefällt mir vom optischen her, kann als Hochzeitsschmuck getragen werden und ist als einfaches Zählwerk ein praktisches Werkzeug für die meditative Praxis. Nachdem wir von einem befreundeten Paar erfahren haben, dass sie bei ihrer Trauung gar nichts ausgetauscht hatten, wurde es für uns noch klarer, dass wir keine Ringe brauchen und uns auf das spirituelle Werkzeug konzentrieren werden.

Für die konkrete Umsetzung haben wir uns vorgenommen, dass jeder die Kette des anderen, nach dessen optischen Vorlieben, herstellt und bis zur Trauung quasi positiv aufladet. Die Malas, die ich bereits gesehen habe, sind meist aus Pflanzensamen oder Schmucksteinen hergestellt. Wir haben uns lackierte Holzkugeln besorgt und einen rohen Hanfgarn hatten wir noch zuhause. Damit die Kette nicht nur um den Hals sondern auch geschmeidig ums Handgelenk getragen werden kann, wird zwischen jeder Kugel ein Knoten gemacht. Ansonsten spannt es wenn die Mala sechsmal um den Unterarm gewickelt wird.  Um der Kette eine gewisse Bedeutung zu verleihen, haben wir uns vorgenommen jede Perle mit einem Mantra auf den Faden zu stecken. Und für den Knoten wurde ein zweites Mantra ausgewählt. Heute morgen war dann die Zeit reif für die Herstellung.

Ungefähr zwei mal zweieinhalb Meter lange Hanfschnüre wurden zugeschnitten. Die Enden mit Klebeband stabilisiert, denn sonst würden sich die Spitzen schnell auftrennen, wenn die Schnur durch die rauen Holzlöcher gefädelt wird. Die Holzperlen wurden bereit gelegt. Die Zahl 108 lässt sich durch 3 teilen. Somit kann man mancherlei mathematische Spielerein anwenden. Die Mala für Cao ist in 9 Segmente zu je 12 Perlen eingeteilt, die für mich hingegen in 12 Segmente mit je 9 Perlen. Für die jeweils letzte Perle des Segments haben wir dickere Kugeln verwendet, meine großteils in schwarz, die von Cao in den 7 Chackrafarben, sowie 2 schwarze. Nach dieser Einteilung ging es auch schon los.

Knoten – Mantra – Perle – Mantra – Knoten …

Das bewusste Vorsagen der Mantren half ablenkende Gedanken fern zu halten. Nach einer Weile bemerkte ich, dass der Hanfgarn langsam rauer wurde. Also legte ich noch mehr Achtsamkeit darauf die Kugeln mit dem geringsten Widerstand über die Schnur zu fädeln. Zunächst hatte ich bei jedem Knoten die bereits aufgesteckten Perlen durch den Knoten geführt. Ab der Hälfte ungefähr hat es allerdings nicht mehr funktioniert. Ich hatte es mehrfach versucht wieder wie zuvor zu knoten aber eigenartigerweise war es mir beim Legen des Knotens nicht mehr möglich. Ich musste die bisherige Praxis ändern, wobei nur mehr der mittlerweile kürzere Faden durch den Knoten geführt wurde. Das könnte man irgendwie als Metapher zum „Leben im Jetzt“ oder „Loslassen von allem Vergangenen“ auffassen.

Zum Abschluss haben wir eine längliche Holzperle verwendet, die wir noch aus Zeiten haben, als wir eine Wohnung in Leopoldsdorf im Marchfeld bewohnten. Und nach dem letzten Knoten sind unsere zukünftigen Hochzeitsgeschenke fertig.

Mit zuversichtlichen Grüßen
[toe]

Moderner Theravada

Edit: Dieser Beitrag ist veraltet und meine Ansichten haben sich in der Zwischenzeit verändert: Triratna-der westliche Orden

Im Buddhismus gibt es heute 3 wesentliche Traditionen, die sich auf mehrere Schulen verteilen. Ich möchte heute über den modernen Theravada berichten, dem ich meine persönliche Praxis zuordnen würde, falls ich eine Schublade auswählen sollte.
Im mordenen Theravada findet sich der selbe Schwerpunkt wie in allen Theravada Schulen, nämlich dass die Inhalte der Lehrereden des historischen Buddha selbst als Basis für die eigene Praxis verwendet werden. Andere Schulen, die sich im Laufe der Zeit gebildet haben ergänzen diese Lehren mit eigenen Werken. Dabei wurden teilweise die Schwerpunkte in der Praxis sehr verändert. Zum Beispiel hatte Buddha schon immer von Mitgefühl erzählt. Bei oberflächlicher Betrachtung hört man allerdings immer wieder, dass ein theravadischer Mönch für sich selbst nach Befreiung strebt, während in anderen Schulen der Zustand des Bodhicitta angestrebt wird. Das ist der Erwachte, der die letzten Stufen der Befreiung erst betritt, wenn alle Lebewesen dahin geführt wurden. Die Motivation dafür liegt im unermesslichen Mitgefühl für alle Lebewesen.

Der größte Gegensatz vom modernen Theravada zu den übrigen Theravada Schulen ist wahrscheinlich, dass nur ein sehr geringer oder kein Wert auf traditionelle Rituale gelegt wird. Für mich bietet das den Freiraum die Werte der Lehre in mein eigenes kulturelles Leben zu integrieren. Fernöstliche Rituale, die ich persönlich oft nicht verstehe oder mir nichts bedeuten, brauchen nicht antrainiert zu werden. Außerdem bin ich im Flachland von Niederösterreich aufgewachsen. Im Gegensatz zu den bekannten steirischen, salzburger oder zum tiroler Kulturleben, ist mir mein kulturelles Erbe, falls überhaupt eines vorhanden sei, nicht als solches bewusst.

In der sprachlichen Praxis werden die Lehren oft in der Muttersprache des Praktizierenden studiert. Wobei die Übersetzungen doch manche Fachbegriffe unübersetzt lassen.
Außerdem nützt man gern die Möglichkeiten, Vorträgen aus allen buddhistischen Richtungen zu lauschen. Trotz einer schulischen Prägung, enthalten sie im Kern den wertvollen Inhalt der Lehre. Ich empfinde es als gute Übung, hinter die Äußerlichkeiten eines Vortrages oder eines Rituals zu blicken.

Außerdem kann bei jedem Gespräch – vorallem mit dem-Pfad-folgenden Lebewesen – ein unentdeckter Puzzlestein aufgedeckt werden.

Dhamma-Wiki > Mordern Theravada

Ein gutes Buch zu diesem Thema, dass ich gerne allen Interessierten empfehlen kann ist „Der Buddha sprach nicht für Mönche und Nonnen“ von Fritz Schäfer.

Mit zuversichtlichen Grüßen
[toe]